Nachhaltig und transparent in der Beschaffung
Leroma - eine digitale B2B-Plattform für die Rohstoffe der Lebensmittelindustrie
Digitalisierung, Effizienz und Nachhaltigkeit – all das vereint Leroma, die digitale B2B-Plattform für Lebensmittelrohstoffe. Sie fungiert u. a. als Brücke zwischen Lebensmittelproduzenten und Rohstoffanbietern. Die Vernetzung über die Leroma-Plattform von Lebensmittelherstellern mit Rohstofflieferanten und ggf. auch mit Playern aus anderen Branchen gestaltet Beschaffungsprozesse schneller, einfacher und transparenter. Hinter der Idee steht ein Düsseldorfer Unternehmen, das den Namen „Leroma“ als Kurzform für „Lebensmittelrohstoffmarkt“ annahm und 2019 als Start-up gegründet wurde.
Marina Billinger, die Geschäftsführerin und Gründerin von Leroma, arbeitete zuvor viele Jahre in der Lebensmittelindustrie. Dort musste sie immer wieder feststellen, dass die Prozesse der Rohstoffbeschaffung zu intransparent sind und sehr lange dauern. Teilweise so lange, dass Lebensmittelhersteller aufgrund zu langer Wartezeiten ihre Aufträge verlieren. Denn die Lebensmittelbranche ist in Deutschland bisher kaum digitalisiert und somit suchen Lebensmittelhersteller oft wochenlang nach den geeigneten Rohstoffen, während Anbieter nach Abnehmern suchen.
Durch die schnelle Vernetzung der Lebensmittelhersteller mit den Produzenten über die online B2B-Plattform möchte Marina Billinger diesen Beschaffungsprozess vereinfachen und transparenter gestalten. Infolgedessen können Unternehmen Zeit und Geld sparen, da die Suche sowie die Inserierung nur noch wenige Minuten beansprucht. „Wir sind mit Google und Marktplätzen im B2C-Segment aufgewachsen und mit vielen Annehmlichkeiten einer Plattform schon sehr vertraut. Ich wollte diese Einfachheit in die Lebensmittelindustrie einführen.”, so die Gründerin.
Digitale Rohstoffsuche
Daher entwickelte Marina Billinger die Rohstoffsuche, die bereits 2020 gelauncht werden konnte. Dort können Anbieter ihre Erzeugnisse zusammen mit Zertifikaten und Dokumenten inserieren, sowie die Spezifikationen ihrer Rohstoffe angeben. Lebensmittelhersteller können nach Rohstoffen suchen, die der gewünschten Qualität und weiteren Anforderungen entsprechen. Durch das Anwenden fachspezifischer Filter, die das Alleinstellungsmerkmal von Leroma darstellen, wird die Suche erleichtert. Auf Leroma stehen im Gegensatz zu anderen Plattformen, die ihren Fokus auf die Lieferanten legen, die Erzeugnisse und ihre Eigenschaften im Vordergrund. Das bedeutet, dass speziell nach Rohstoffen und ihren Eigenschaften, wie dem pH-Wert oder dem Proteingehalt, gesucht und gefiltert werden kann.
„Als die Idee der Rohstoffsuche geboren wurde, haben wir uns damit beschäftigt die Datenbank mit allen Rohstoffen aus der Lebensmittelindustrie zu befüllen. Die Herausforderung bestand darin, die Datenbank mit allen Rohstoffen in einer digitalen Bibliothek zusammenzufassen. Dafür haben wir viele Jahre vor der Gründung angefangen in Buch- und Internetquellen sowie auf den Verpackungen von Lebensmitteln nachzuschauen, welche Zusatzstoffe in der Industrie verwendet werden, um diese in unsere Datenbank aufzunehmen.”, erklärt Marina Billinger.
Durch die Unterstützung von Netzwerkpartnern im Rheinland konnte die Gründung erfolgreich gestartet werden. Um die B2B-Plattform zu optimieren, wurde stets das Feedback der Kunden berücksichtigt und integriert.
Leromas Datenbank umfasst bereits 15 Industriegruppen mit 8.000 Rohstoffen und soll den Prozess der Beschaffung revolutionieren. Große Lebensmittelhersteller wie Unilever, Mondelēz, Kraft, Danone, Kellogs, Mars, Nestlé, Doktor Oetker, sowie KMUs und Startups können die Plattform nutzen, um einen Mehrwert für sich und die Umwelt zu schaffen.
Überschussbörse – Expertise in der Kreislaufwirtschaft
Zudem beobachtete die Gründerin, dass häufig große Mengen an Lebensmitteln bereits am Anfang der Wertschöpfungskette verschwendet und nicht weiterverarbeitet werden. Aufgrund von Fehlkalkulationen bleiben häufig große Mengen an Rohstoffen übrig oder Restposten und Reststoffe aus der Produktion werden nicht mehr weiter genutzt. Beispielsweise werden in der Obst- und Gemüseverarbeitung große Mengen an Früchten aufgrund von Schönheitsfehlern aussortiert und nicht mehr verkauft. Weltweit werden jährlich etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet. Das sind 1,3 Mrd. t. Allein in Deutschland entstehen dadurch jährlich rund 12 Mio. t Lebensmittelabfälle. Davon stammen 6,1 Mio. t aus privaten Haushalten (52 %) und 3,6 Mio. t aus der Landwirtschaft und der verarbeitenden Industrie (30 %).
Daher bietet Leroma ihren Kunden neben der Rohstoffsuche auch die Überschussbörse. Über diese können Rohstoffanbieter ihre Überschüsse, Restposten und Reststoffe veräußern. Rohstoffsuchende können dann geeignete Rohstoffe zu einem günstigen Preis und zu einer verkürzten Lieferzeit erwerben.
Im B2C-Sektor wird schon länger auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht und einige Start-ups entwickelten innovative Ideen, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, darunter die Unternehmen „To Good To Go“ oder “Sirplus”. Bei beiden werden unverkaufte und überschüssige oder abgelaufene Lebensmittel, die aber noch für den Verzehr geeignet sind, an ihre Kunden weitervermittelt. Aber auch auf der B2B-Ebene wird es Zeit sich dieser Thematik zu widmen, denn die Verschwendung von Lebensmitteln macht etwa 8 % der Treibhausgase aus. Das sind rund 4,4 Mrd. t. Zudem bedeutet Lebensmittelverschwendung auch den Verlust wertvoller Ressourcen wie Wasser und Ackerfläche.
Innovative Verwendung von Reststoffen
Die Überschussbörse wird von Leromas Kunden gerne angenommen. Es konnten bereits einige Überschüsse, die mitunter durch Fehlkalkulationen oder Fehlbehandlungen entstanden sind, erfolgreich vermittelt werden. 15 t Kaffeebohnen waren nach dem Röstvorgang zu dunkel geraten. Sie konnten die Qualitätsansprüche eines Kaffeeproduzenten an sein aromatisches Heißgetränk nicht mehr erfüllen. Über das Leroma Netzwerk konnten die Bohnen jedoch an ein Kosmetikunternehmen weitervermittelt werden, das aus den Bohnen Peelingkörner für Körperpeelings produzierte. Somit konnte das Unternehmen nicht nur einen überschüssigen Rohstoff im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterverwenden, sondern ersetzte gleichzeitig das umweltschädliche Mikroplastik, das sonst häufig in mechanischen Peelings zum Einsatz kommt. Zu gut für den Müll sind auch Eierschalen. Aus der belastbaren Schalenmembran können Bandagen hergestellt werden, welche die Heilung von Schnitten und Kratzern unterstützen. So wie die Kaffeebohnen können auch Eierschalen in der Kosmetikindustrie verwendet werden. Zu Pulver gemahlene Schalen können in Gesichtsmasken eingesetzt werden, um die Haut mit Kalzium zu versorgen. Dieser wertvolle Nährstoff wird sich auch zunutze gemacht, indem Eierschalen sowohl als Nahrungsergänzungsmittel für den menschlichen Verzehr als auch als Zusatzstoff von Tierfutter verwendet wird.
Ebenso eignen sich Kartoffelschalen hervorragend zur Weiterverarbeitung in verschiedenen Branchen. Der vermeintliche Abfall kann in der Verpackungsindustrie in Tütenverpackungen verwandelt werden, sodass z. B. Pommes frites darin serviert werden können. Die Kartoffelschalen fungieren als Papierersatz und erhalten anschließend als Dünger einen zweiten Verwendungszweck. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft besteht ebenso die Möglichkeit ein Bindemittel aus Kartoffelschalen herzustellen, das wiederum auf Kartoffelschalen aufgetragen wird und anschließend unter Hitze zu Platten gepresst wird. Dieser Verbundwerkstoff dient als Baumaterial in der Architektur und als Material für die Produktion von Möbeln und Accessoires wie Knöpfen und Brillen.
Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Vermittlung ist ein Produzent, der aufgrund eines nicht zustande gekommenen Auftrags 44 t Kümmel überschüssig hatte. Auch dieser Rohstoff konnte erfolgreich über Leroma weitervermittelt und in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden.
Darüber hinaus konnten in letzter Zeit einige Lebensmittelzusatzstoffe verschiedener Produzenten über die Leroma-Plattform in alternative Industrien vermittelt werden. Produkte wie Gelatine, Stärke oder Lecithine fanden so ihren Weg in die Haushaltschemikalienindustrie. Häufig sind die Erzeugnisse aber auch noch in bestem Zustand und können direkt in der Lebensmittelindustrie weitergereicht werden. Insgesamt konnten über die Überschussbörse bisher mehr als 300 t Reststoffe und Nebenströme an die Lebensmittelindustrie oder an benachbarte Industrien weitergegeben werden.
Fazit und Ausblick
Leroma ist ein digitaler Pionier in der Lebensmittelindustrie. Die Vision der Gründerin ist es, in fünf Jahren eine weltweit bekannte B2B-Plattform für Lebensmittelrohstoffe aufzubauen. „Dabei stehen der Nachhaltigkeitsgedanke und die Rohstoffweitergabe bei Leroma im Vordergrund, denn Rohstoffe, die wir heute wegwerfen, werden uns morgen fehlen”, so Marina Billinger.
Zukünftig soll neben der Überschussbörse noch eine 16. Industriegruppe auf der Plattform integriert werden. Dort sollen anders als auf der Überschussbörse nicht gelegentliche Überschüsse, sondern regelmäßig anfallende Nebenströme der Lebensmittelindustrie inseriert werden. Das können pflanzliche Stoffe wie Obsttrester oder -schalen sein, aber auch tierische Erzeugnisse wie Knochen oder Federn, welche bisher oft entsorgt werden. Somit soll ein weiter Schritt in Richtung Nachhaltigkeit getan werden und ehemals wertlose Reststoffe sollen zukünftig in anderen Industrien genutzt werden.
Auf diese Weise sparen Lebensmittelhersteller Entsorgungskosten. Sie schonen die Umwelt und ihre Ressourcen. Gleichzeitig profitiert das Marken- und Unternehmensimage und damit das Vertrauen bei den Endkunden von einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion.
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