Neues Sudhaus von Krones ermöglicht Dreischichtbetrieb
Das alte Sudhaus der Kaiserdom Specialitäten verlangte eine Kapazitätserweiterung
Die Verbindung zwischen Krones und der Kaiserdom Brauerei schreibt eine lange Geschichte: Die erste Krones Maschine, einen Etikettierer für Bügelverschlussflaschen, setzte die Traditionsbrauerei bereits 1959 ein und seit 1968 braut sie mit einem Steinecker Sudhaus. Nun war es an der Zeit für neuere Technologien, Automatisierung und mehr Energieeffizienz: Nach einer Erweiterung des Gär- und Lagerkellers investierte Kaiserdom in ein neues Sudhaus – und vertraut dabei auf Krones.
Kaiserdom zählt zu den ältesten Brauereien Bayerns. Gegründet im Jahr 1718, feierte sie 2018 ihr 300-jähriges Jubiläum. „Aber Schankrechte gibt es hier am Brauereigasthof schon seit dem 14. Jahrhundert“, betont Georg Wörner, geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei. Inzwischen ist auch sein Sohn Felix Wörner als fünfte Generation im Familienunternehmen seit fünf Jahren tätig und seit Kurzem auch Mitglied der Geschäftsleitung. Obwohl ihm diese Aufgabe gleichsam in die Wiege gelegt wurde, ist Felix Wörner eigentlich Quereinsteiger. Doch trotz seiner Ausbildung zum Piloten fliegt er heute nur noch freiberuflich und sofern es die Zeit erlaubt.
Bunt aufgestellt
Als typische Sortimentsbrauerei besitzt Kaiserdom ein breites Portfolio: von Hellem über Pils, Weißbier, Export und Schwarzbier bis hin zu saisonalen Produkten wie Bock- und Festbier. Egal ob unter- oder obergärig – alle Produkte werden am Hauptstandort in Bamberg gebraut, bei einem Jahresausstoß von aktuell 320.000 hl. Neben klassischen Bieren führt das Unternehmen auch Mischgetränke wie Radler oder Energydrinks im Sortiment – und ein alkoholfreies Bier mit geschichtlichem Hintergrund: „Wir waren eine der ersten Brauereien, die bereits in den 70er Jahren alkoholfreies Bier hergestellt haben; in deutscher Qualität mit bis zu 0,5 % Alkohol, für arabische Länder sogar mit 0,0 %“, erinnert sich Georg Wörner.
Bei der Verpackung setzt die Privatbrauerei auf Glasflaschen und Dosen – je nach Verkaufsregion. Während in Deutschland die Glasflasche im Biermarkt fest verankert ist, setzen viele andere Länder nur noch auf die Dose. „Grundsätzlich gilt: Je größer die Nähe zu Deutschland, desto größer ist auch die Beliebtheit der Glasflasche“, so Georg Wörner. Ein wesentlicher Punkt, denn für seinen Gesamterfolg baut Kaiserdom nicht nur auf den Verkauf im Inland, sondern auf insgesamt drei Standbeine: Neben dem nationalen Verkauf der eigenen Biere übernimmt die Brauerei außerdem Aufträge im Rahmen des Contract Brewing bzw. Contract Filling. „Gerade hierdurch sind wir sehr bunt aufgestellt. In diesem Sinne war Kaiserdom eigentlich nie die klassische Brauerei – zumindest unter meiner Leitung hat sich dieser Geschäftszweig stark entwickelt“, so Georg Wörner. Das dritte und größte Standbein bildet mittlerweile das Export-Geschäft mit einem Anteil von rund 65 %.
Generationenprojekt: neues Sudhaus
Nicht nur der steigende Export, auch das in die Jahre gekommene Sudhaus verlangte nun eine Kapazitätserweiterung und eine entsprechende Investitionsoffensive: Erst vor einigen Jahren hatte Kaiserdom an Krones den Auftrag erteilt, den Gär- und Lagerkeller mit acht neuen Tanks zu erweitern sowie einen neuen Hefekeller zu bauen. Fast zeitgleich mit dem Wechsel an ihrer Spitze führte die Brauerei auch ihren gemeinsamen Weg mit Krones fort und entschied sich für ein neues Sudhaus mit einer Leistung von 150 hl Kaltwürze.
Nicht nur deshalb ist die Neuanschaffung für Georg Wörner eine Art Generationenprojekt: „Es war uns bereits in den letzten zehn Jahren klar, dass wir das Sudhaus ersetzen wollen. Doch so etwas muss langfristig geplant sein“, erklärt er. Der wesentliche Grund für die Investition war letztendlich das Thema Nachhaltigkeit: „In Sachen Ausdampfung, Energieverbrauch und auch umweltschutztechnisch machte uns das alte Sudhaus inzwischen schon ein wenig Sorgen – dahingehend war es sozusagen noch eine Art Dinosaurier.“
So waren die Anforderungen und Ziele an die neue Brauanlage genau definiert: ein vollautomatisches Sudhaus mit geringem Energieeinsatz, kombiniert mit einer hohen Energie-Rückgewinnungsrate, geringerem Personalaufwand und vor allem einer gleichbleibend hohen Bierqualität. „Von den verschiedenen Angeboten überzeugte uns letztendlich das Konzept von Krones. Wir haben genau das bekommen, was wir wollten: ein energieeffizientes, automatisches Sudhaus. Einziger bewusster und gewollter manueller Eingriff ist weiterhin die Hopfengabe“, betont Felix Wörner.
Energieeffizientes Sudhaus
Das neue Sudhaus ersetzt ein noch trapezförmiges Steinecker Sudhaus aus dem Jahr 1968. Gleichzeitig erhöhte Kaiserdom damit seine Kapazitäten auf zehn Sude pro Tag und erreicht so eine 40 % höhere Ausschlagleistung. Krones lieferte ein komplettes Sudhaus mit zwei Maischgefäßen Shakesbeer Ecoplus, dem Läuterbottich Pegasus, der Würzepfanne Stromboli, Whirlpool und Energietank. Außerdem ist ein Energie-Rückgewinnungssystem Equitherm Brew integriert, das für eine höchstmögliche Energieeffizienz sorgt. Weil das alte Sudhaus samt Gebäude abgerissen und neu gebaut werden sollte, konnte das nur in der betriebsruhigen Zeit zwischen Spätherbst und Frühjahr passieren.
Damit war dem Projekt Sudhaus ein enger Zeitplan gesteckt: eine Herausforderung, der sich Krones gemeinsam mit Kaiserdom stellte. Nach dem Einbrauen des letzten Suds Ende September 2018 begann das Projektteam umgehend mit den Abrissarbeiten. Gut ein halbes Jahr später startete die Brauerei im Mai 2019 wieder mit dem ersten Sud – so erfolgreich, dass sie direkt Verkaufsbier produzierte. „Krones lieferte alles nach Plan und die Bauzeit wurde eingehalten – wohl gerade, weil die konkreten Arbeitsschritte zwischen unseren und den Krones Mitarbeitern perfekt eingetaktet waren“, resümiert Felix Wörner.
Mit dem neuen Sudhaus wurde die Kapazität erweitert: So lassen sich dadurch täglich statt bisher acht nun zehn Sude einbrauen. Außerdem bieten sich mit den innovativen Technologien mehr Möglichkeiten als zuvor: „Wir können ganz klassisch Sude ansetzen, aber auch im Bereich des High-Gravity-Verfahrens beim Brauen ganz anders an Großmengen herangehen“, erklärt der technische Leiter Jan Opper und Georg Wörner ergänzt: „Das neue Sudhaus hat den großen Vorteil, dass ein menschlicher Fehler dank der automatischen Steuerung größtenteils ausgeschlossen ist. Dadurch erreichen wir eine gleichmäßig hohe Qualität der Biere“, fasst er zusammen. „Dabei sind diese heller, weil wir die Hitze leichter steuern können. Gleichzeitig lässt sich die Temperatur niedriger halten. Die Gefahr, den Sud zu verbrennen, geht damit gegen Null. Geschmacklich sind unsere Biere noch abgerundeter und auch, was die Schaumqualität betrifft, wohl noch besser als vorher.“
Deutliche Energieeinsparungen
Auch in Sachen Energiehaushalt lässt die Neuanschaffung bei Kaiserdom keine Wünsche offen: Um den Bedarf bei den energieintensiven Prozessschritten zu senken, integrierte Kaiserdom Steinecker Equitherm Brew. Das System gewinnt die gesamte Energie, die zum Maischen und Aufheizen der Würze benötigt wird, aus dem Würzekühl-Prozess zurück und ermöglicht damit, bis zu 50 % der benötigten Primärenergie einzusparen. Der positive Nebeneffekt zeigt sich bei der Qualität der Biere: Durch das schonendere Aufheizen der Sude schafft das System ein durchgehend hohes Qualitätsniveau. „Jeder spricht heutzutage von Energieeinsparung – und auch für uns ist Equitherm Brew nicht mehr wegzudenken“, betont Georg Wörner. „Obwohl unser Wert aktuell bei 30 % liegt, wollen wir peu à peu mit den entsprechenden Prozessoptimierungen 50 % Einsparung erreichen. Wir sind zuversichtlich, das gemeinsam mit Krones zu schaffen.“
Mit dem vollautomatischen Sudhaus verringerte sich auch der Personalaufwand beim Brauen, was Kaiserdom eine Produktion im Dreischichtbetrieb erlaubt. Denn wo zuvor fünf bis sechs Leute gleichzeitig beschäftigt waren, kann dank des hohen Automatisierungsgrads nun ein einzelner Biersieder alle Aufgaben übernehmen – von der Malzannahme über die Würzekühlung bis hin zum Steuern und Überwachen des gesamten Brau-Equipments. „Krones ermöglichte es uns, durch das neue Sudhaus in Kombination mit dem Gär- und Lagerkeller eine völlig neue Kostenstruktur zu schaffen“, freut sich Felix Wörner.
Export als Schwerpunkt
Vor allem dem erfolgreichen Export-Geschäft der Privatbrauerei kommt die Kapazitätserweiterung zugute – und genau dieses hat bei Kaiserdom seine ganz eigene Historie: Als Georg Wörner 1978 in die Brauerei kam, erkannte er das Potenzial des Exports – stets vor dem Hintergrund der hohen Brauereidichte in Bayern und explizit im Raum Bamberg: „Damals sagte ich meinem Vater: Wenn wir wachsen wollen, müssen wir über Grenzen springen. Zu dieser Zeit war Bier-Export eigentlich ein Unding, einige hielten uns für völlig verrückt. Aber wir waren – und sind auch heute noch – hier in Oberfranken zuhause, einer Region mit durchschnittlich ein, zwei Brauereien pro Ort und dadurch extrem niedrigen Bierpreisen. Sprich: ein ruinöser Wettbewerb.“
Um diesem zu entgehen, erweiterte Kaiserdom bereits damals sein Produktportfolio und investierte in die Anschaffung einer Abfüllanlage für Dosen – eine unabdingbare Voraussetzung für den Einstieg ins Exportgeschäft. Heute liefert Kaiserdom seine Biere in insgesamt 64 Länder rund um die Welt. Verkaufsschlager im Ausland ist Weißbier. Das kommt Georg und Felix Wörner durchaus entgegen: „Natürlich besitzt Kaiserdom für Weißbier doppelte Kompetenz: zum einen als deutsche, aber ganz klar noch mehr als bayerische Brauerei. Und mit unseren Anlagen von Krones können wir zudem stets eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren.“
Herausforderungen gemeinsam gemeistert
Für Georg Wörner lag die Entscheidung für die Auftragsvergabe an Krones an drei wesentlichen Argumenten: „Erstens: Mit Krones ließ sich jegliche Schnittstellen-Problematik ausgrenzen. Durch das Prinzip alles aus einer Hand stellten die Schnittstellen zum Hefekeller, den CIP-Anlagen sowie zum Gär- und Lagerkeller keinerlei Probleme dar. Zweitens: der Preis. Obwohl Krones nicht der günstigste Anbieter war, überzeugte uns das Preis-Leistungs-Verhältnis. Der dritte und für mich wichtigste Punkt: das Vertrauen in das Vertriebs- und Projektteam bei Krones. Dieses wird getragen durch stets faire Gespräche und immerwährende Erreichbarkeit“, lobt Georg Wörner. „Das finden wir überhaupt ein großes Plus von Krones: die Stetigkeit unserer Ansprechpartner.“
Langlebige Technologie
Erster Sud: März 1969. Die Kaiserdom-Privatbrauerei erneuerte ihr altes Steinecker Sudhaus „System Lenz“ durch ein neues – und sortierte damit eine eigentlich voll funktionierende Brauanlage aus. Denn obwohl das Sudhaus inzwischen in die Jahre gekommen war, produzierte es stets Biere in einwandfreier Qualität. „Natürlich mussten wir die Rührwerke und das Mahlwerk der Malzmühle einmal austauschen – aber ansonsten braute das Sudhaus ausgezeichnet. Am Ende war es aber einfach in Sachen Energieeffizienz nicht mehr State of the Art“, betont Georg Wörner. „Auch, wenn die rein manuelle Bedienung für unsere Auszubildenden noch eine sehr gute Lernbasis bildete, war es doch an der Zeit, sich für Effizienz und Automatisierung zu entscheiden.“