Forschung und Entwicklung in der Lapp-Gruppe
Verbindungstechnik für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie
„Food and Beverage“ identifiziert die Lapp-Gruppe als strategisches Marktsegment und plant darin ein Umsatzwachstum von heute 25 Mio. € auf 100 Mio € in fünf Jahren. Am 16. und 17. Juni präsentierte das Unternehmen auf einer Fachpressekonferenz seine jüngsten Eigenentwicklungen unter dem Titel „Verbindungstechnik für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie“. Die LVT-Redaktion sprach mit Manfred Hauck, Geschäftsführer Lapp Engineering & Co., Guido Ege, Leiter Produktmanagement und Entwicklung und Georg Stawowy, Vorstand Technik und Innovation der Lapp Gruppe, über die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung (F&E).
Ein ganz besonderer F&E-Standort im Verband der Lapp-Gruppe ist die Lapp Engineering & Co. in Cham in der Schweiz. Manfred Hauck, Geschäftsführer des Unternehmens, beschreibt das Tätigkeitsfeld: Lapp Engineering entwickelt Werkstoffe für innovative Produktlösungen. Jüngster Erfolg ist ein Kabelmantel aus optimiertem Spezial-TPE für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie. Mehrere Materialwissenschaftler erarbeiten in Cham neue Rezepturen, überwiegend Kunststoffe und Metalllegierungen für das Lapp-Produktportfolio. „Aber auch andere Firmen können die Dienste des Forschungsunternehmens in Anspruch nehmen“, hebt Manfred Hauck hervor. Parallel sorgt ein Patentanwalt in Cham dafür, dass auch das geistige Eigentum rund um die Verbindungstechnik „wasserdicht“ geschützt ist.
F&E-Fragen
Nach den Worten von Guido Ege, Leiter Produktmanagement und Entwicklung bei der U. I. Lapp GmbH, arbeiten mehr als 300 Mitarbeiter in der Lapp Gruppe weltweit in F&E. Neben Stuttgart und Cham unterhält Lapp eigene Entwicklungszentren in den USA, Indien, Korea und Singapur. Bei F&E-Fragen gehe es im Schwerpunkt überwiegend um Materialien und Design. Bei den Compounds wiedersprächen sich ab und an die Anforderungen, wenn man z. B. an die Halogenfreiheit und an die Flammwiderstandsfähigkeit denke. „Die Kür liegt in den Materialien und im Design des Kabels um für die speziellen Anwendungsfälle das richtige Produkt zu haben, wie z.B. in einer Applikation an einem Roboterarm, der Torsion hat, das ist dann die Königklasse und die Leitung muss sich im 360° Winkel bewegen können ohne zu brechen. Ein massiver Kupferleiter bricht an dieser Stelle. Da gilt es dann durch entsprechende Verseiltechniken und den Aufbau die Kupferleiter so zu ertüchtigen, dass er diesen extremen Anforderungen gerecht wird“, sagt Guido Ege.
Anwendungs-Know-how und Innovation
Firmengründer Oskar Lapp erfand 1957 mit Ölflex die erste flexible Steuerleitung mit Farbcodierung für höchste Anforderungen. Georg Stawowy, Vorstand Technik und Innovation der Lapp Gruppe, beschreibt den Unternehmer als Innovationmotor, der sehr viele Patente angemeldet hatte. Gemessen an der Gegenwart war das 1959 von Oskar Lapp gegründete Unternehmen sehr viel kleiner. Mit der Expansion der Standorte und ihrer Belegschaften wuchs der Lernprozess, dass man bei F&E-Fragen nicht mehr so „hemdsärmelig“ pragmatisch arbeiten kann, wie in Gründertagen.
„Genau wie damals brauchen wir natürlich geniale Köpfe. Allerdings bringt die geniale Idee an sich noch wenig, es geht darum, die Lapp-Gruppe dahin zu bringen, diese Idee marktfähig zu machen“, sagt Georg Stawowy und führt aus: „Sie müssen die Leute früher ins Boot holen, Sie müssen Prozesse früher abstimmen. Die Idee muss als Erstes intern verkauft werden und das ist wahrscheinlich sogar der schwierigere Teil. Wenn ich Innovation beschreiben soll, so hat das - leider muss man sagen - sehr viel mit Management zu tun. Innovation verbinden alle zuerst mit Kreativität und ich glaube die Kreativität ist meist nicht das Problem. Wenn wir unsere Spezialisten mit ihren Markterfahrungen für zwei Tage in einem Tagungshotel zusammen bringen, so werden diese eine Vielzahl guter Ideen entwickeln. Der Weg von der Idee bis zur Marktreife ist dann die eigentliche Organisationsaufgabe, inklusive Patentanmeldung, Vertriebsschulung und Messeauftritt. Der Weg von der Idee zur Vermarktung unterscheidet die exzellenten von den mittelmäßigen Unternehmen. Auch in einem mittelmäßigen Unternehmen gibt es tolle Ideen. Aber Sie müssen die Kunden verstehen. Die Kabelindustrie ist unglaublich diversifiziert, Sie finden überall hunderte von Kabelanbietern. Viele haben gar keinen Vertrieb sondern produzieren die Kabel nur für einen Händler. Wir haben da die lange Tradition, dass wir bei den Maschinenbauern vor Ort sind, dass wir sehen, was mit den Produkten passiert. Wenn Sie das nicht haben, dieses Anwendungs-Know-how, können Sie keine Innovation erzeugen.“
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