Höchstleistung im neuen Werk der Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH
Schnell und präzise gegen den Durst
Mitten in Deutschland, genauer im nordhessischen Breuna befindet sich der dritte Produktionsstandort für Mineralwasser und Erfrischungsgetränke der Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH. Die Gruppe beliefert von Breuna aus den Handel in weiten Teilen Deutschlands. PET-Einweg für den Discount ist das Erfolgsrezept der Altmühltaler, die unter den Top 10 in Deutschland der Abfüller alkoholfreier Getränke rangieren. Mit dem neuen Werk in Breuna für die Marke Vitaqua setzte die Unternehmensleitung ein ideales Layout für die Getränkeabfüllung um.
Auf die grüne Wiese baute die Krones AG im Auftrag der Gruppe ein Turnkey-Projekt mit vier Abfülllinien und einer Leistung von jeweils 43.200 Flaschen/h. Neben der gesamten Prozesstechnik, den kompletten Fülllinien inklusive Streckblasmaschinen sowie der Verpackung und Palettierung war auch der Logistikbereich ein Highlight in der Planung und Realisierung. Mit einem Hochregallager mit 51.000 Stellplätzen für Euro-Paletten, einer Einlagerleistung von 635 Paletten/h und einer Auslagerleistung von 709 Paletten/h wird Effektivität und Schnelligkeit im Versand Wirklichkeit. Das ideale Layout für den Anlieferverkehr von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie von Leerpaletten und – davon getrennt – für die Verladung der Vollgutpaletten kennt nur das Ziel Schnelligkeit.
Die Anzahl der Touren zählt
Winfried Assmann, der Logistikleiter der Gesamtgruppe beschreibt die strategische Ausrichtung der Altmühltaler Gruppe für den Logistikbereich wie folgt: „Im Normalfall setzen wir für jeden Lkw 35 Minuten an, von der Einfahrt ins Werksgelände bis zur Ausfahrt. Denn nur durch Schnelligkeit in der Ent- und Beladung lassen sich im Nahverkehr weitere Umläufe realisieren. Und das ist für unsere Kunden im Discount ein wesentlicher Aspekt bei der Bestellung. Auch für unsere Auftragnehmer ist dies ein Wirtschaftlichkeitsfaktor. Wir arbeiten ohne Abfertigungsspediteur, sondern vergeben unsere Aufträge direkt an Gebietsspediteure, die von uns pro Tour im Rahmen einer Transportvereinbarung bezahlt werden.“
Eine maximale Ausnutzung der Anlieferzeit zwischen 6:00 Uhr und 14:00 Uhr beim Handel und damit eine optimale Versorgung des Handels mit den benötigten Mehrmengen an PET-Gebinden war das erklärte Ziel aller Aktivitäten des Logistikleiters als es um die Planung des neuen Werkes ging. Im Versandbereich, auf einer Fläche von rund 3.850 m², zeigt sich das eng verzahnte Ineinandergreifen von internen und externen Abläufen. Ein Elektrohängebahnsystem (EHB) mit 14 Fahrzeugen versorgt den Rampenbereich mit der bestellten Ware für die einzelnen Touren. Die EHB-Fahrzeuge mit jeweils zwei Lastaufnahmen übernehmen die zuvor von der Europalette abgehobenen Düsseldorfer Paletten und stellen die Vollgut-Paletten auf Schwerlastrollenbahnen, den Auslieferspuren, bereit. Vier Bereitstellbahnen pro Tor versorgen jeweils zwei Lkw. 66 Düsseldorfer Paletten mit 1,5l-Packs oder 60 Paletten mit 0,5l-Flaschen ermöglichen eine maximale Auslastung für die Abmessungen und Bruttoladekapazität eines Sattelaufliegers mit 24,5 t. Über 16 Lkw- Tore mit Verladebrücken können die Lkw hier auf dem schnellsten und kürzesten Wege mit der Ware beladen werden. Dabei hat sich der Logistikleiter alle Optionen offen gehalten: „Wir können hier alle Arten von Fahrzeugen beladen. Durch die Heckbeladung können z.B. Schubboden-Fahrzeuge, Megaliner, Kühlfahrzeuge oder auch Planen- Lkws eingesetzt. werden, so dass wir hier keinen Beschränkungen unterliegen.“
Eng verzahnte Abläufe
Die über die Auftragserfassung angemeldeten Touren werden gemäß einem vorab erstellten Zeitplan auf den Verladespuren bereitgestellt. Eine Anzeigetafel zeigt die Auftragsnummer an, so dass jede Ladung eindeutig einem Auftrag zuzuordnen ist. Sobald der Spediteur seine Ankunft mit Angabe des Fahrzeug-Kennzeichens bei Vitaqua avisiert, wird die Auftragsnummer durch das Lkw-Kennzeichen in der Anzeige ersetzt. Auf den ersten Blick ist damit für jeden Fahrer bereits die zugeordnete Ladung und Ladespur erkennbar. Bei der Ankunft an der Pforte erhält der Spediteur die Zufahrtsberechtigung auf das Gelände – eine Transponderkarte, die zur Öffnung der Schranken sowie zum Ausdruck des Lieferscheins und Abschluss des Ladevorgangs benötigt wird. Der Aufruf zum Beladen und zur Einfahrt in das Betriebsgelände geschieht über eine automatisch vom Lagerverwaltungsrechner generierte SMS-Nachricht auf das Mobiltelefon des Lkw-Fahrers. Mit der Aufforderung an Tor 1-6 die Leerpaletten anzuliefern und anschließend an der vordefinierten Rampe die Vollpaletten zu laden, erhält der Lkw freie Fahrt. Gleichzeitig „geben wir den Abzug an der vorgesehenen Bereitstellungsspur frei“, beschreibt Winfried Assmann die Abläufe, „denn nur so kann sichergestellt werden, dass der Fahrer die genau für ihn bestimmte Ladung aufnimmt und sich nicht versehentlich an einer anderen Bereitstellungsspur bedient.“ Die Übernahme der Leerpaletten quittiert ein Lagermitarbeiter mit einem Handterminal, so dass die Daten bereits der Auftragsnummer zugeordnet werden und mit der Übergabe der Verladepapiere auch die Leerpalettenabrechnung erfolgt. Mit der Freischaltung der Bereitstellungsspur kann der Verladevorgang beginnen und der Fahrer die Paletten übernehmen. Die Schnelligkeit im Ablauf ist durch die Realisierung der Abnahme von vier Düsseldorfer Paletten mit Langgabel- Ameisen und weiterhin durch die automatische Nachführung der folgenden Paletten von der Schwerlastrollenbahn gewährleistet.
Die Erfahrung der Spediteure nutzen
Jeder Fahrer benutzt zur Verladung selbst wahlweise die Ameisen mit den Lang- oder den Kurzgabeln zur zweifach Abnahme und kann die Ladung je nach den örtlichen Gegebenheiten und der Tourenplanung für mehrere Märkte in seinen Lkw laden. Alle Flächenplanungen und Radien im Verladebereich sind ganz genau auf die Beweglichkeit der Ameisen abgestimmt, so dass unnötiges Rangieren für die rund 300 Speditionen, die für Vitaqua tätig sind, entfällt. „Die Fahrer können hier selbst sehr viel an Geschwindigkeit herausholen, wir haben mit unserer Erfahrung aus Baruth – wo wir vieles testen konnten – sehr genau gewusst, wie der ideale Ablauf sein muss, um möglichst große Geschwindigkeitsvorteile zu erzielen“, beschreibt Winfried Assmann die Planungsgrundlagen. Im Disponentenbüro kommt dann die Transponderkarte wieder zum Einsatz: durch die Prüfung der Karte im Lesegerät findet der Abgleich statt, ob die Bereitstellungsbahn eine Leermeldung bringt und der Auftrag an das Lagerverwaltungssystem zurückgemeldet wurde. Erst dann kann ein Lieferscheinausdruck erfolgen. Die eindeutige Zuordnung der Palettendaten und der Daten zu den Bereitstellungsspuren mit der Verknüpfung zu den Auftragsdaten erlaubt für Vitaqua zu jeder Zeit eine sichere und genaue Lokalisierung der jeweils gelieferten Paletten an die einzelnen Kundenmärkte. Während des Auftragsabschlusses im Disponentenbüro erhält bereits der nächste Lkw, dessen Ladung auf Spur 2 an diesem Verladetor bereitsteht, per SMS die Aufforderung den Hof zu befahren und seinerseits die Leerpaletten anzuliefern, um anschließend an der frei werdenden Rampe anzudocken. Schneller geht‘s nicht.
Ist alles erledigt?
Natürlich sind im ganzen Ablauf auch zahlreiche Kontrollmechanismen eingebaut. Winfried Assmann berichtet: „Wird z.B. im Disponentenbüro vergessen die Transponderkarte zu entwerten, steht der Lkw-Fahrer an der Schranke und kommt nicht raus, es ist also zu jeder Zeit immer sichergestellt, dass kein Schritt im Ablauf unterbleibt. Hat der Fahrer die Ladepapiere dabei, kann die Pforte das Entwerten der Karte übernehmen. Ist aber der Lieferschein nicht mit dabei, muss der Fahrer zurück zum Disponentenbüro, um dort den ordnungsgemäßen Abschluss der Verladung zu erledigen. Es kommt hier niemand raus, der nicht alle Schritte im Ablauf erledigt hat. Und diese Fehler unterlaufen den Fahrern nur einmal, das ist sicher.“ Auch mögliche Crashs beim Verladen, Schäden an Vollgutpaletten, die beim Rangieren immer wieder mal entstehen können, sind berücksichtigt. Eine Expressbahn inmitten der Bereitstellungsspuren steht dafür zur Verfügung. Fehlerhafte Paletten werden ausgesondert und per Nachbestellung über die Expressbahn ersetzt. Durch die hohe Priorisierung dieser Bestellung im Materialflussrechner ist eine solche Ersatzpalette innerhalb von rund sieben Minuten aus dem Hochregallager ausgelagert.
Elemente für perfekte Abläufe
Die ganze Erfahrung aus dem Betrieb der Getränkelogistik brachte Winfried Assmann bei der Planung des neuen Werks ein: „Wir haben vor drei Jahren angefangen, uns Gedanken über ein neues Werk zu machen und da habe ich mir einzelne Komponenten in Baruth angesehen und mich gefragt, was könnte man denn noch verbessern, um ideale Abläufe zu bekommen.“ Der Verzicht auf Gabelstaplerverkehr, der Einsatz des Elektrohängebahnsystems zur Entsorgung der Produktion sowie zur Einlagerung und Auslagerung, die Schwerlastrollenbahnen für die Düsseldorfer Paletten, die ohne Antrieb auskommen und nur auf Los- und Bremsrollen basieren, die Verlegung der Leerpalettenanlieferung aus dem Verladebereich und die Planung der Verladebereichs mit je zwei Bereitstellungsspuren pro Verladetor – das sind die Grundlagen für höchste Effizienz bei der Auslieferung. Mit 16 Toren und 64 Verladespuren und der Verladung in zwei Schichten über 16 Stunden sowie die im Hochregallager eingeplante Überleistung, können hier bis zu 400 Fahrzeuge pro Tag abgefertigt werden. Schnell und präzise werden die Mengen an den Handel ausgeliefert, die er bestellt hat.