Sie nannten es Arbeit
19.04.2021 -
Arbeit ist der Kern unserer modernen Gesellschaften. Doch warum überlassen wir ihr einen so großen Teil unseres Lebens? Und warum arbeiten wir immer mehr, obwohl wir so viel produzieren wie noch nie? Entspricht das unserer Natur? Warum fühlen sich dann immer mehr Menschen überlastet und ausgebrannt?
Das Buch “Work. A History of how we spend our time” des in Südafrika geborenen Sozialanthropologen James Suzman erschien in deutscher Sprache unter dem Titel „Sie nannten es Arbeit – eine andere Geschichte der Menschheit“. Unsere Steinzeit-Vorfahren arbeiteten weit weniger als wir. Sie arbeiteten, um zu leben und lebten nicht, um zu arbeiten. Und dennoch waren sie relativ gesund und wurden älter als die meisten Menschen, die ihnen nachfolgten. Erst die Sesshaftwerdung des Menschen und die zunehmende Arbeitsteilung in immer größer werdenden Städten schufen die Grundlage für unser heutiges Verhältnis zur Arbeit, zu unserer Umwelt und zu uns selbst. Doch was damals für das Überleben notwendig war, ist es in unserer heutigen Überflussgesellschaft längst nicht mehr. Der Sozialanthropologe untersuchte u. a. südafrikanische Ureinwohner, die bis zur Jahrtausendwende als Jäger und Sammler lebten und zum eigenen Lebensunterhalt und dem einer gleichen Gruppe unproduktiver Stammesgenossen nur 15 bis 17 Stunden pro Woche aufwenden mussten. Der Autor schildert auch vorteilhafte Erfahrungen aus der industriellen Produktion bei Kellogg’s mit der Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 30 Stunden in den 1930er Jahren. James Suzman liefert ein beeindruckendes Panorama von der Steinzeit bis zur Gegenwart und lässt uns eine Welt neu denken, in der die Wachstumsideologie nicht mehr unser Leben und unseren Planeten aussaugt.
Sie nannten es Arbeit
Eine andere Geschichte der Menschheit
J. Suzman
Verlag C. H. Beck, 2021, 398 Seiten, 26,95 €,
ISBN 978-3-406 76548-3
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