Betriebstechnik, Dienstleistungen

Unternehmen vernetzen, Erfahrungen austauschen

Klimaschutz lohnt sich für die Ernährungsindustrie doppelt - BVE-Kampagne des Plusplus-Prinzips setzt dabei wirksame Impulse

12.10.2021 -

Der Schutz des Klimas ist ein dominantes Politikziel – national, in der Europäischen Union und global. Die Herausforderung besteht darin, die Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen, die eine Erwärmung der Erdatmosphäre in den bodennahen Luftschichten bedingen, signifikant zu begrenzen. Darauf sind u. a. auch die Ziele der deutschen Klimaschutzpolitik ausgerichtet: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 65 % gegenüber dem Referenzjahr 1990 gesenkt werden, bis 2040 um 88 %, um sodann in 2045 den Status der Klimaneutralität zu erreichen. Wesentliche Ansatzpunkte zum Erreichen dieser Ziele sind der Einsatz von erneuerbaren Energien, Energieeffizienz sowie neue Technologien.
  Die Klimaschutzplanungen der Bundesregierung sehen in diesem Kontext erstmals vor, dass die vorgesehene Reduktion der Treibhausgasemissionen sukzessiv auf einzelne Sektoren (Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr und Landwirtschaft) heruntergebrochen und für einzelne Wirtschaftszweige Klimaziele definiert werden. Als viertgrößte Industriebranche in Deutschland sieht sich die Ernährungsindustrie in der Pflicht, diesen Prozess aktiv zu begleiten. Dies veranlasste den Spitzenverband der Branche, die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), im Herbst 2020 eine Klimaschutzkampagne für die Branche zu starten. Die durch das Bundesumweltministerium geförderte Kampagne Plusplus-Prinzip soll einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der formulierten Klimaschutzziele leisten.
  Fachlich begleitet wird das Plusplus-Prinzip von Ökotec Energiemanagement, das Inhalte zu Energieeffizienz, erneuerbaren Energien sowie Standards der CO2-Bilanzierung beisteuert. „Mit unserer langjährigen Erfahrung in der Ernährungsindustrie wissen wir genau, wo wir bei den Unternehmen ansetzen können, um Klimaschutzpotenziale zu heben“, sagt Ökotec-Geschäftsführer Dr. Christoph Zschocke. Weitere Kampagnenpartner sind Enersuma Consulting und das Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) Heidelberg. Das Ifeu verantwortet den Themenbereich klimaschonende Verpackungen.
  Energieeinsatz steht im Fokus
  Der Energieeinsatz der Ernährungsindustrie führt in Deutschland jährlich zu ca. 18 Mio. t CO2-Emissionen. Mit einer energetischen Optimierung lassen sich klimaschädliche Emissionen reduzieren und gleichzeitig Kosteneinsparungen realisieren. Der Spitzenverband und die Mitgliedsverbände der BVE führen hierzu Schulungs- und Informationsmaßnahmen durch. So werden Workshops und Online-Seminare angeboten und den beteiligten Unternehmen prozessfördernde Checklisten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, den vielfältigen Verpackungseinsatz in der Branche mit Blick auf den Klimaschutz zu optimieren, z. B. durch ein recyclinggerechtes Design.
  Ein zentrales Instrument der Kampagne ist die Kampagnenwebsite plusplusprinzip.de. Ihre Bezeichnung bringt den doppelten Nutzen der Kampagne zum Ausdruck. Denn klimaschützende Maßnahmen – etwa die Optimierung des Energieverbrauchs – schaffen nicht nur ökologische Vorteile, sondern führen regelmäßig auch zu wirtschaftlichen Vorteilen. So findet sich auf dieser Homepage bspw. ein Vorteilsrechner, der konkrete Anhaltspunkte vermittelt, wie viel CO2 und Betriebskosten Unternehmen mit Klimaschutz einsparen können – inklusive professioneller Investitionsbewertung und öffentlicher Fördermöglichkeiten. Darüber hinaus werden für eine möglichst hohe Multiplikationswirkung Best-Practice-Beispiele aus den Branchen, Leitfäden, Checklisten etc. veröffentlicht. 
  Kompakte Netzwerke  
  Ein weiteres Ziel des Plusplus-Prinzips ist die Vernetzung der Akteure. Teilnehmende Unternehmen sollen sich gegenseitig dabei unterstützen, klimafreundlicher zu produzieren. Dafür schließen sich jeweils acht bis zwölf Betriebe einer Sparte zu einem Netzwerk zusammen. „Ein entscheidender Mehrwert ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern. Denn erprobte Lösungsvorschläge ermöglichen eine leichte Nachnutzung“, sagt Prof. Dr.-Ing. Jörg Meyer von der Hochschule Niederrhein. Über die gesamte Projektlaufzeit wird es insgesamt sechs moderierte Netzwerktreffen mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen geben.  Die in die Kampagne gesetzten Erwartungen haben sich bisher erfüllt: Im ersten Jahr, der auf zunächst drei Jahre ausgerichteten Klimaschutzkampagne, hat sie bereits eine erfreuliche Resonanz erzeugt. Die bislang gut 1.100 Teilnehmer der 16 Online-Seminare haben wichtige Anregungen für Klimaschutzmanagement, Carbon Footprints, Energieeffizienz und erneuerbare Energien erhalten. 
  Nestlé strebt die grüne Null bis 2050 an 
  Energieverbräuche zu reduzieren und den Einsatz von Ressourcen zu optimieren sind die wichtigsten Optimierungsansätze zum Klimaschutz – insbesondere für global agierende Unternehmen wie Nestlé. Das Unternehmen möchte bis 2050 weltweit die grüne Null erreichen und mit allen Marken klimaneutral werden – vom Feld bis in den Laden. Dieses Ziel von Netto-Null-Treib­hausgasemissionen schließt auch die gesamte Lieferkette mit ein. „Deshalb haben wir auch in unseren Lieferketten, Prozessen und in unserem Produktportfolio konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht, um bis 2050 als Unternehmen weltweit die Grüne Null zu erreichen“, so Marc Boersch, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland. 
  Wichtige Zwischenziele: Bis 2025 will Nestlé ihre Treibhausgas-Emission um 20 % gegenüber 2018 reduzieren, bis 2030 um 50 %. Für Jörg Schmitt, der die Energie- und Umwelttechnik bei Nestlé Deutschland koordiniert, „sind die Online-Seminare im Plusplus-Prinzip zu Carbon Footprints sehr nützlich für die laufenden Bilanzierungsverfahren“. Dabei gibt nicht nur die Politik Ziele und Rahmenbedingungen vor – für die meisten Verbraucher hat der Klimaschutz eine hohe Priorität und sie sehen auch sich selbst in der Pflicht zu handeln. Dies zeigt die kürzlich veröffentlichte Studie „Klima und Ernährung“ 2021, die Nestlé Deutschland zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach entwickelt hat. 
  Nestlé Wagner und das Maggi-Werk Singen implementieren im Forschungsvorhaben Food Pinch eine dynamische Pinch-Methodik. Food Pinch ermöglicht eine optimale Wärmeübergabe zwischen den Anlagen, auch wenn diese mit variablen Temperaturen und diskontinuierlichen Wärmeströmen arbeiten. Die Energieeffizienz-Software Eneffco steuert dabei automatisch – in Echtzeit –, aus welchen Quellen die benötigte Wärme und Kälte für die verschiedenen Anwendungen stammt. So kann Nestlé über Wärme- und Kältenetze und die softwarebasierte Steuerung Energieeinsparpotenziale heben. 
  Bei der Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen ist die Identifizierung der passenden Förderprogramme ein wichtiges Thema. „Im Plusplus-Prinzip finden wir den Vorteilsrechner besonders spannend. Er wertet im Handumdrehen einen Cash-Flow-Chart, Kapitalwerte, Verzinsungen und Amortisation einer Maßnahme aus. Dabei berücksichtigt er das jeweils passende Förderprogramm mit den besten Konditionen – ein großer Fortschritt zu den klassischen Förderdatenbanken“, sagt Jörg Schmitt.
  Kontinuierliche Verbesserung bei Valensina
  Seit fünf Jahren hat Valensina alle drei Produktionsstandorte in Deutschland – Vechta, Mönchengladbach und Erding nach dem Energiemanagementsystem DIN ISO 50001 zertifiziert. So hat sich das Unternehmen zum Prozess der kontinuierlichen Verbesserungen und Nachweis von Energieeffizienzeffekten verpflichtet. „Unser Energieteam von zehn Mitarbeitern verfolgt engagiert unsere strategisch formulierten Energieziele und erarbeitet stetig neue Projekte in werksspezifischen Aktionsplänen, um die Energieeffizienz im Unternehmen zu steigern“, erklärt Thomas Mucha, Technischer Leiter und Energiemanagementbeauftragter aller drei Standorte. „Seitdem haben wir viele Projekte umgesetzt, z. B. die Umstellung der Beleuchtung auf LED, Leckage-Beseitigung in der zentralen Druckluftversorgung, Optimierung der Drucklufterzeuger mit übergeordneter Leittechnik sowie die Optimierung der Kühlhaustemperaturen und Einführung der Wochenendabschaltung nicht benötigter Anlagen. So konnten wir bereits erhebliche Einsparungen erzielen.“ 
  Valensina nimmt viermal im Jahr an Netzwerktreffen für Energieeffizienz und Klimaschutz teil. „Wir tauschen uns gern mit anderen Herstellern aus. Die Erfahrungen anderer Unternehmen inspirieren uns zu Maßnahmen, auf die wir sonst nicht gekommen wären. Gleichermaßen geben wir den Anderen wichtige Impulse. Ein Erfolg, der sich aus dem Netzwerk ergeben hat, war bspw. ein optimiertes Kältekonzept.“, stellt Thomas Mucha fest. „Die Teilnahme an einem Klimaschutz-Netzwerk lohnt sich.“
  Energieeffizienz und Klimaschutz hängen wesentlich von den Mitarbeitern ab. Der Umgang mit Energie, Wasser und Wertstoffen wird in regelmäßigen Schulungen vermittelt, um möglichst ressourcenschonend zu produzieren. „Das Plusplus-Prinzip inspiriert uns dabei zu vielen Ideen. Die Online-Seminare ermöglichen einen tiefen Einblick in kurzer Zeit. Wir wollen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und haben für 2019 und 2020 Carbon Footprints unserer Standorte in Mönchengladbach, Vechta und Erding berechnet. Als nächstes erstellen wir einen Dekarbonisierungsfahrplan, um unsere Emissionen möglichst weit und ganzheitlich zu reduzieren“, erläutert Rebecca Buch, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Valensina.

Contact

Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)

Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Deutschland

+49 30 200786 122

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