MicroCube von Krones ist das Zwei-Gefäße-Sudhaus für die Craft-Brewer-Szene
Bei der Gründung der Eulchen-Brauerei in Mainz entschieden sich zwei Quereinsteiger für Krones
Eigentlich wollten Philip Vogel und Leonidas Lazaridis „nur“ ihre Bachelor-Arbeit schreiben. Ihr Thema: „Rebellion gegen Einheitsbier“. Doch was vor fünfeinhalb Jahren mit einer Abschlussarbeit begann, ist heute ein erfolgreiches Gesamtkonzept mit drei Kneipen, einem Biergarten – und einer eigenen Brauerei. Die Quereinsteiger aus dem Kommunikationsdesign produzierten anfangs als Jungunternehmer bei einem befreundeten Brauer neben Märzen auch Helles und Weißbier. Heraus kamen die Eulchen-Biere, die den Menschen in der Rhein-Main-Region richtig gut schmecken.
Die Mainzer Bierkultur wiederaufleben zu lassen, war das Ziel von Leonidas und Philips Bachelor-Arbeit. Ursprünglich studierten die beiden Freunde Kommunikationsdesign – und beschäftigten sich dabei auch mit der Stadtgeschichte. Dabei fiel ihnen auf, dass Mainz trotz einer stattlichen Größe von über 200.000 Einwohnern eines nicht mehr besaß: eine eigene Brauerei. „Die Mainzer Biertradition war früher unfassbar groß, doch alle Brauereien wurden entweder aufgekauft oder mussten wegen Konkurrenz von Großbrauereien schließen“, erklärt Leonidas. „Als es 2013 darum ging, ein Thema für unsere Bachelor-Arbeit zu finden, haben wir beschlossen, dass Mainz wieder eine eigene Brauerei – und damit auch eine eigene Bierkultur braucht.“
Das war auch die Geburtsstunde von Eulchen. Denn dass neben Etikettengestaltung und Vermarktung auch das Bierbrauen zum Gesamtkonzept gehört, war für die beiden Kommunikationsdesigner eine Selbstverständlichkeit – und gleichzeitig eine Herausforderung: Sie haben sämtliche Literatur verschlungen, sich mit anderen Brauern ausgetauscht und das Hopfen-Anbaugebiet in der Hallertau besucht, um wirklich tief in die Materie einzutauchen. Ihre ersten 2.000 von Hand abgefüllten, verschlossenen und etikettierten Flaschen mit selbstgebrautem Märzen verkauften sie dann eine Woche lang in einer Pop-up-Kneipe mitten in Mainz. „Es war wirklich unglaublich. Wir hatten pro Tag ein festes Kontingent an Bier, das immer ausgeschöpft war. Wir mussten sogar Bier zurückhalten“, erzählt Philip.
Nachtaktiv und stolz
„Tiere waren bereits früher beliebte Namensgeber für Brauereien. Wir haben die Eule gewählt – denn sie ist, genau wie die meisten unserer Biertrinker, nachtaktiv und stolz, was perfekt zu unserem hochwertigen Bier passt“, erklärt Philip. Dass es ein Eulchen und keine Eule wurde, liegt an den 0,33-Liter-Flaschen, in denen die beiden ihr Bier abfüllen.
Vom Hörsaal an den Sudkessel
Die hohe Nachfrage riss auch nach der Woche nicht ab und Eulchen erreichten viele Anfragen, wo es das Bier zu kaufen gäbe. So wurde Philip und Leonidas klar, dass Mainz bereit war für eine eigene Brauerei – und sie beschlossen, den Quereinstieg ins Biergeschäft zu wagen. Im Sudhaus eines befreundeten Brauers produzierten die beiden Jungunternehmer neben Märzen auch Helles und Weißbier. Dabei hielten sie sich zwar immer an klassische Rezepte, doch veränderten die Hopfen- oder Malzgabe und brachten ihre eigene Note ein. Heraus kam ein Produkt, das nicht nur Philip und Leonidas, sondern auch den Menschen in der Rhein-Main-Region richtig gut schmeckte, denn die Eulchen-Biere schlugen ein wie eine Bombe. „Generell sind die Mainzer sehr aufgeschlossen, etwas Neues zu probieren. Und sie haben natürlich schnell gemerkt, dass wir kein 08/15-Bier brauen“, so Philip.
Um ihr Bier unter die Leute zu bekommen, eröffnete Eulchen eine Trinkhalle in einem historischen Wasserhäuschen, ein Jahr später folgte ein eigener Biergarten im kurfürstlichen Schloss und 2018 schließlich eine Kneipe mitten in der Altstadt. Doch schon kurz nach dem Schritt in die Selbstständigkeit war klar, dass die Zukunft von Eulchen nicht im Lohnbrauen liegt. „Wir haben festgestellt, dass es für den Start natürlich praktisch ist, woanders zu brauen, aber auf die Dauer logistisch schwierig wird“, erklärt Philip. „Außerdem war es ja von Anfang an unser Ziel, Mainz eine Brauerei zurückzugeben.“
Für das Brauwerkzeug wandten sich Philip und Leonidas 2015 an Krones. Dass ein Start-up sich bei der Wahl seines ersten Sudhauses gleich für einen der Weltmarktführer entschied, war dem eigenen Pragmatismus geschuldet, wie Leonidas erzählt: „Als absolute Quereinsteiger haben wir angeschaut, wer am Markt ganz oben mitspielt. Da kommt man zwangsläufig auf Krones. Oft ist es so, dass diese großen Konzerne gar keine Lösung für uns Kleinen haben, aber in unserem Falle war das Timing ideal. Denn zu dieser Zeit hat Krones gerade den Microcube herausgebracht. Und dieser war perfekt für unsere Anforderungen.“
Nächste Station: die eigene Brauerei
Seit Ende 2018 braut die Eulchen-Brauerei in der ehemaligen Sektkellerei Kupferberg mitten in Mainz. Den Charme der historischen Räumlichkeiten haben die beiden erhalten – und mit Edelstahl gekonnt in Szene gesetzt: Wo früher ein 100.000-Liter-Sektholzfass stand, sind heute Tanks untergebracht, dieses Mal jedoch gefüllt mit Märzen, Pils, Hellem und Weizen. „Wir brauen aktuell vier verschiedene Sorten plus saisonale Spezialsude, wobei Märzen und Helles ganz klar die Renner sind“, erzählt Dominik Maldoner, der seit gut einem Jahr Braumeister bei Eulchen ist.
Die sieben Gär- und Lagertanks stehen zwar im Keller, doch ist dieser offen gestaltet, sodass die gesamte Brauerei in einem großen Raum untergebracht ist. Über eine schmale Wendeltreppe gelangt man ins Erdgeschoss, in dessen Zentrum der Microcube steht. Das Zwei-Gefäße-Sudhaus fasst 10 hl pro Sud und überzeugt vor allem durch seine hohe Flexibilität, wie Philip beschreibt: „Zu Beginn haben wir in Brauereien mit 40- oder 90-hl-Sudhäusern gebraut. Doch von diesen Größen wollten wir weg, denn die großen Chargen machen Sondersude oder Rezepturverbesserungen schwierig. Mit dem Microcube haben wir jetzt die Möglichkeit, bei jedem Schritt per Hand einzugreifen. Was wir nicht selbst machen, läuft über die Steuerung. Das ist eigentlich genau der perfekte Spagat zwischen manuellem und automatischem Betrieb, den wir uns gewünscht haben.“
Braut wie am Schnürchen
Seit Anfang Dezember ist der Microcube im Einsatz. „Wir hatten einen ausgedehnten Testbetrieb, während dem wir viele Feinjustierungen vorgenommen haben. Aber jetzt läuft der Microcube wirklich super, für so ein kleines Sudhaus ist er ein echter Prachtkerl. Auch unser Braumeister ist sehr zufrieden und das Bier schmeckt fantastisch. Das ist ja die Hauptsache“, lacht Philip. Über fehlende Auslastung kann er sich nicht beschweren. Denn seit dem Start läuft der Microcube auf Hochtouren. „Wir mussten natürlich unsere Biervorräte, die vor lauter Umzugsstress allmählich zur Neige gingen, wieder aufstocken. In den ersten sieben Wochen haben wir deshalb etwa zehn Sude, also 100 hl eingebraut“, so Dominik. Diese füllt Eulchen in Flaschen und beliefert damit ausgewählte Supermärkte und Lokale in einem 50-Kilometer-Radius um Mainz. Der regionale Fokus ist bewusst gewählt, „denn wir sind der Meinung, dass Bier eine Heimat braucht – und dass es dort auch am besten schmeckt“, erklärt Philip. In den Sommermonaten überwiegt die Keg-Produktion, denn die eigenen Gastronomie-Betriebe sind wahre Publikumsmagnete.
Nicht nur mit der Krones Technik, auch mit den Menschen dahinter ist Eulchen zufrieden, wie Leonidas erzählt: „Wir haben ein gutes Gefühl, dass wir – sollte etwas auftauchen – in guten Händen sind. Denn die Reaktionszeit ist extrem schnell.“ Bereits ab der ersten Kontaktaufnahme fühlten sich die beiden gut aufgehoben: „Krones ist zwar ein Riesenkonzern, aber trotzdem geht es sehr familiär zu. Wir wussten, dass wir bei jeder Frage sofort einen Ansprechpartner haben“, so Philip und Leonidas ergänzt: „Auch gemessen an der Größe unseres Projekts waren wir sehr positiv überrascht, wie viel Einsatz die Leute bei Krones zeigten, für jedes Problem sofort eine Lösung zu finden. Wir sind wirklich sehr zufrieden.“
Das Ziel von Eulchen ist es, den Microcube bis an sein Maximum auszulasten – was immerhin rund 8.000 hl pro Jahr wären. „Wir merken, dass wir in den letzten Jahren stark gewachsen sind. Und die anfänglichen Planungen sind heute eigentlich schon fast überholt. In der nahen Zukunft werden auf alle Fälle ein paar Tanks folgen. Platz ist hier auf dem Gelände genug vorhanden“, beschreibt Philip.
Die hohe Nachfrage und der große Erfolg zeigen: Die Mainzer bescheinigen Eulchen Bestnoten – genauso wie übrigens vor fünf Jahren auch Leonidas‘ und Philips Professor. Denn für die Bachelor-Arbeit gab es, wie sollte es auch anders sein, natürlich eine 1,0.