Hygienische Verdrängerpumpen
Ein Pumpenrotor mit hoher Saugleistung bei geringer Scherwirkung und Pulsation
1961 gründete Manfred Sommer die Firma Maso Process-Pumpen. Am Namen des Gründers orientierte sich der Firmen- und Markenname „Maso“. 1981 entwickelte das Unternehmen die Sinuspumpe. Namensgeber ist der Rotor, dessen wellenförmige Form einer Sinusschwingung mit zwei Perioden ähnelt. Sven-Eric Will, Engineering and Development Manager bei Masosine Process Pumps, ein Geschäftsbereich der Watson-Marlow Pumps Group erklärt, worauf es bei Sinuspumpen in der Fördertechnik, besonders in der Lebensmittelindustrie, ankommt.
LVT LEBENSMITTEL Industrie: Herr Drummond, worin speziell unterscheiden sich Ihre Masosine-Pumpen von anderen Verdrängerpumpen?
S.-E. Will: Die hygienischen und industriellen Verdrängerpumpen von Masosine sind durch ihren spezifischen sinusförmigen Rotor konventionellen Drehkolbenpumpen deutlich überlegen: Sie liefern mehr Saugleistung bei sehr geringer Scherwirkung und extrem geringer Pulsation und bieten eine deutlich schonendere Förderung des Produkts. Unsere Pumpen sind konkurrenzlos wenn es darum geht, die Unversehrtheit des geförderten Produktes zu gewährleisten. Der innovative, einfache Aufbau unserer Pumpen – nur ein sinusförmiger Rotor, eine Welle und eine Dichtung – macht die komplexen Ventilsteuerungen und die zahlreichen Dichtungen konventioneller Drehkolbenpumpen überflüssig. Ein weiterer Vorteil unserer Pumpen ist die einfache und kostengünstige Wartung.
LVT: Könnten Sie diesen Punkt der schonenden Verarbeitung näher erläutern?
S.-E. Will: Watson-Marlow Masosine hat Maßstäbe für die schonende Förderung von großen und empfindlichen Partikeln gesetzt, was insbesondere für die Verarbeitung in der Lebensmittel und pharmazeutischen Industrie besonders wichtig ist. Das wellenförmige Profil des speziellen Masosine-Pumpenrotors sorgt durch sein immer gleich bleibendes Kammervolumen für einen sanften Transport des Fördermediums ohne es dabei zu beschädigen. Die Unversehrtheit des Produkts wird gewährleistet, Viskositätsprofil, Textur, Färbung und Wertigkeit bleiben erhalten. Der Aufbau mit nur einem sinusförmigen Rotor ermöglicht während des gesamten Pumpzyklus ein konstantes Fördervolumen, was zu einem gleichmäßigen und einheitlichen Förderprofil führt, und zwar ohne die Pulsationsspitzen, die man üblicherweise mit konventionellen Drehkolbenpumpen assoziiert.
LVT: 2009 wurde Masosine Teil der weltweit agierenden Watson-Marlow Pumps Group. Welche Vorteile bringt das für Sie und vor allem für Ihre Kunden mit sich?
S.-E. Will: Besonders wichtig ist für uns die globale Handlungsfähigkeit, die Zertifizierung nach weltweit anerkannten Standards und die Support-Infrastruktur der Watson-Marlow Pumps Group. Watson-Marlow ist der weltweit führende Spezialist in allen Fragen rund um Verdrängerpumpen und ebenfalls schon über fünf Jahrzehnte am Markt aktiv. Das Unternehmen exportiert über 80 % seiner Produktion in mehr als 60 Länder. Hinter diesem Erfolg steht ein Team von weltweit knapp 650 Mitarbeitern. Watson-Marlow bietet Service-, Ersatzteil- und Supportleistungen für seine Pumpen und Pumpenkomponenten weltweit an. Viele Kunden in der Lebensmittelindustrie z.B. haben einheitliche Standards für die verwendete Prozessausrüstung. Und wir sind in der Lage, ihnen umfassend zertifizierte und qualitativ hochwertige Pumpen anbieten zu können, die auch den höchsten Anforderungen gerecht werden.
LVT: Welche Qualitätskontrollen und Zertifizierungsprozesse müssen die Pumpen von Watson- Marlow Masosine durchlaufen?
S.-E. Will: Unternehmen gehen ein hohes Risiko ein, wenn sie Pumpen einsetzen, die keine strengen Zertifizierungsprüfungen bestehen mussten. Unsere Produkte hingegen durchlaufen eine ganze Reihe verschiedenster Prüfungen – ohne Ausnahme! Die Zulassung gemäß der ATEX-Richtlinie zum Explosionsschutz stellt dabei lediglich die Grundlegendste dar. Wir führen ständig Risikoanalysen, Modifikationen und Testläufe durch, die jeweils von einer unabhängigen Instanz dokumentiert werden müssen. Darüber hinaus werden unsere Pumpen und Komponenten nach den anspruchsvollen Standards der amerikanischen 3-A Sanitary Standards-Organisation produziert, deren Hauptziel der Schutz aller Verbraucherprodukte gegen Kontaminierung ist. Die Zertifizierung wird nicht nur durch regelmäßige Kontrollen vor Ort überprüft, sondern muss offiziell jedes Jahr erneuert werden. Die EHEDG-Zertifizierung (European Hygienic Engineering and Design Group) der Lebensmittelindustrie erfolgt in Kooperation mit der TU München als autorisiertem Zertifizierungsinstitut. Dabei müssen die Bauteile der Pumpen in vollkommener Übereinstimmung mit den strengen EHEDG-Kriterien hergestellt werden. Die TU München führt standardisierte Tests zur Reinigbarkeit der Bauteile durch und vergibt im Anschluss die entsprechende Hygieneklassifizierung.
LVT: Welche Weiterentwicklungen gab es bei den Produkten von Masosine Process Pumps?
S.-E. Will: Die Weiterentwicklung der Werkstoffe ist einer unserer Schwerpunkte. Für unsere SPS-Pumpenreihe haben wir z.B.vor zwei Jahren eine neue Edelstahllagereinheit als Standard für diese Pumpen entwickelt. Dieser neue Edelstahllagerbock bietet eine deutliche Trennung zwischen Pumpenkopf und Lagereinheit. Er eignet sich für Pumpen, die dort eingesetzt werden, wo Hygiene besonders wichtig ist: in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie in der Kosmetikindustrie. Der Edelstahllagerbock lässt sich nun einfach als komplettes Bauteil tauschen, sollte Ersatz gefordert sein. Das verringert den Wartungsaufwand extrem, da die Pumpe schnell wieder einsatzfähig ist. Dank des neuen Edelstahllagerbocks wurde die SPS-Pumpe nun auch auf 3A-Zertifizierung hochgestuft. Natürlich sind sie wie schon früher CIP und SIP fähig.
LVT: Sie bieten bereits eine große Auswahl an Sinuspumpen. Gibt es Pläne, diese breite Produktpalette weiter auszubauen?
S.-E. Will: Unsere Produktpalette zählt in der Tat zu den größten in der Branche – aktuell bietet Watson-Marlow weit über 71.000 Modellvarianten an. Zur drinktec haben wir zwei neue Größen unserer in der Getränke- und Lebensmittelindustrie erfolgreichen SPS-Sinuspumpe präsentiert. Sie deckt nun einen Förderbereich von nur wenigen Litern bis hin zu 99.000 l stündlich ab. Mit den beiden neuen Größen erweitern wir unser Angebot an umfassend zertifizierten und qualitativ hochwertigen Pumpen und bauen unseren Vorsprung weiter aus. Und wir haben bereits weitere Projekte in der Pipeline, um diese Palette in naher Zukunft noch weiter auszubauen. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf eine kunden- und bedarfsgerechte Weiterentwicklung. Da jede Branche und Industrie ihre spezifischen Anforderungen hat, werden wir mit unseren Projekten besonders hierauf abzielen. Wir sind technisch in der Lage, nahezu alle Komponenten individuell anzupassen. Zum Beispiel schweißen wir Ansaug- und Austrittsstutzen in der benötigten Position und Größe so an, damit sie andere Pumpsysteme ersetzen können, ohne dass weitere Änderungen nötig sind. Wir können die Pumpen auch aus verschiedenen Materialien herstellen oder die eigenen Dichtungssysteme des Kunden verwenden. Außerdem können wir Heizsysteme, Überdruckventile und Ablassventile einbauen. Das sind nur ein paar Beispiele. Die Aufzählung lässt sich fast endlos fortsetzen.
LVT: Können Sie uns aktuelle Beispiele für erfolgreiche Installationen nennen?
S.-E. Will: Erst vor kurzem haben wir mit Delta Food Systems zusammengearbeitet, einem Experten in Sachen maßgeschneiderte Anlagen für die Lebensmittelindustrie. Dabei ging es um die Installation einer Pumpstation, um Fleischmixturen für Produkte wie z. B. „Würstchen im Schlafrock“ zu transportieren. Für die extrem dickflüssige Fleischmixtur mit festen Partikeln mit einem Umfang bis zu 30 mm wäre eine gewöhnliche Pumpe keinesfalls ausreichend gewesen. In einem weiteren Fall benötigte Pukka Pies Ltd, ein führender britischer Pastetenhersteller, eine Pumpe, die die Fleischmixtur aus einem Mischbehälter ansaugt, zu einem Einfülltrichter befördert und dabei gleichzeitig die Unversehrtheit des Produktes gewährleistet. Jährlich werden am Hauptsitz des Unternehmens in Leicestershire mehr als 60 Mio. Pasteten hergestellt. Das Unternehmen ersetzte seine pneumatisch betriebenen Pumpen zum Transport von Fleischfüllungen durch Watson-Marlow Masosine SPS-2,5 Zoll-Pumpen. Das Ergebnis: Die Geräuschwerte konnten von 94 dB auf max. 74dB gesenkt werden, die Zykluszeiten um 20 % verkürzt und der Energieverbrauch deutlich, um 660 l Druckluft/ min reduziert werden. Ein weiteres Beispiel ist der Getränkehersteller Halewood International aus Merseyside, der aufgrund von Problemen mit Kavitation und Lärm, wie sie bspw. beim Dekantieren von Zuckern und Fruchtsäften auftreten können, nach einer Alternative zu den vorhandenen Zentrifugalpumpen gesucht hat. Die Installation von drei Watson-Marlow Masosine SPS-4 Zoll-Pumpen führte dazu, dass die Entladezeiten für Zucker halbiert und die für Sirup sogar auf ein Viertel reduziert werden konnten.
LVT: Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die auf der Suche nach einer Sinuspumpe sind?
S.-E. Will: Grundsätzlich sollten Unternehmen nicht den Fehler machen und alle Pumpen, die nach dem Sinusprinzip arbeiten, für gleichwertig erachten. Es gibt bezüglich Qualität und bspw. Ersatzteil-Zuverlässigkeit gravierende Unterschiede, die man meist erst im Gebrauch feststellt. Ein Hauptaugenmerk bei der Entscheidungsfindung sollte entsprechend auf die Bereiche Forschung und Entwicklung, Kundensupport und Produktzertifizierung sowie Produktqualität gelegt werden. Wenn der Pumpenhersteller in diesen Kategorien gut abschneidet, ist man auf der sicheren Seite. Kunden erwarten von einem Pumpenhersteller heute eine möglichst kurze Lieferzeit. Der Aufbau unserer Sinuspumpen erlaubte eine konsequente Umstellung von Fertigung und Montage auf die Gesichtspunkte von „lean production“. Hierdurch ließ sich die Standardlieferzeit von früher 30 Tagen auf fünf Tage reduzieren. Standardpumpen können wir in dringenden Fällen sogar innerhalb von 24 Stunden ausliefern.
LVT: Herr Will, vielen Dank für das interessante Gespräch.