Technologieschub für mobile Instandhaltung
Der Verpackungsmaschinenbauer Gerhard Schubert beschleunigt in der Pandemie sein digitales Serviceangebot
Seit Jahren ergänzt die Verpackungsbranche ihre Serviceleistungen für die Lebensmittelindustrie durch digitale Angebote wie mobile Instandhaltung. In den letzten Monaten hat der Markt, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, allerdings einen starken Umbruch erlebt. Was bisher als „nice to have“ galt, ist über Nacht zur absoluten Notwendigkeit für das Bestehen des Geschäftsmodells geworden. In diesem Wandel verbergen sich aber auch ungeahnte Chancen – die der Verpackungsmaschinenbauer Schubert aufgreift, um sein Serviceangebot proaktiv weiterzuentwickeln.
Während sich Meetings und Konferenzen weltweit recht unkompliziert per Videocall und geteiltem Bildschirm durchführen lassen, sieht es beim Aufbau, der Inbetriebnahme und Instandhaltung von Maschinen schon deutlich schwieriger aus. Insbesondere die starken Einschränkungen im Reiseverkehr haben international agierende Unternehmen wie den Verpackungsmaschinenhersteller Gerhard Schubert daher vorangetrieben und einen massiven Technologieschub in diesem Bereich ausgelöst. Es ist absehbar, dass sich die angestoßene Entwicklung nicht mehr umkehren wird und sich der Digitalisierungsprozess in der mobilen Instandhaltung auch noch im nächsten Jahr deutlich beschleunigt.
Als innovativer Technologievorreiter nutzt Schubert die geänderten Bedingungen, um die innerhalb seines modularen Maschinenkonzepts selbst entwickelten und bereits bestehenden digitalen Möglichkeiten jetzt noch weiter auszubauen. Dabei kann das Unternehmen einen großen Vorteil ausspielen. Denn die seit Jahrzehnten gepflegte Philosophie der integrierten, schnittstellenfreien Maschinenlösungen hat die Expertise im Haus stetig wachsen lassen und zu einer außerordentlichen Fertigungstiefe geführt – auch auf digitaler Ebene. Die Kombination aus Expertise und digitalen Daten ist die Währung, aus der Schubert neue, proaktive Serviceleistungen für die mobile Instandhaltung generieren wird. Schließlich steht die Maschinenverfügbarkeit in der Lebensmittelbranche an oberster Stelle: Die Hersteller produzieren 24/7, rund um die Uhr, und jeder Stillstand hat die Vernichtung von Lebensmitteln zur Folge. Allein diese unzeitgemäße Vergeudung wertvoller Ressourcen gilt es zu unterbinden.
Wichtig dabei ist, dass sich der Kunde in den digitalen Angeboten wiederfindet. Der Service muss zu den aktuellen Bedürfnissen am Markt passen. Nur dann haben neue Serviceleistungen eine Chance auf Akzeptanz. So hat der Maschinenbauer während des Lockdowns nicht nur virtuelle Inbetriebnahmen seiner Anlagen durchgeführt, sondern einen Kunden in Asien per Internet so gekonnt unterstützt, dass dieser in der Lage war, seine neue Anlage selbstständig vor Ort zusammenzubauen und in Betrieb zu nehmen – ohne einen einzigen, real anwesenden Schubert-Techniker.
Digitale Prozesse werden zum Standard
Mit dem GS.Gate der Schubert-Tochter Schubert System Elektronik ist in jeder Schubert-Maschine bereits ab Werk ein Industrial Gateway eingebaut. Der Server sammelt nicht nur Maschineninformationen und ermöglicht damit auf seiner Plattform Grips.world bspw. den Blick auf die OEE-Daten, sondern er bietet auch eine mehrfach abgesicherte Schnittstelle zum Internet. Optional können Kunden die Daten für Schubert über das Gateway zugänglich machen. Das öffnet den Weg für exakte Analysen der Maschinenperformance, einen vorausschauenden Service (Predictive Maintenance) und damit langfristig eine höhere Maschinenverfügbarkeit. Eine Darstellung und Anbindung per App ist ebenso auf Dauer denkbar, falls Kunden lieber ihre firmeneigenen Plattformen nutzen möchten.
Ebenso untrennbar mit digitalem Service verbunden ist der 3D-Druck. Inzwischen läuft keine Schubert-Maschine mehr aus der Fertigung, ohne dass bestimmte Maschinenteile – vor allem Roboterwerkzeuge – dem 3D-Drucker entstammen. Mit der neuen Part-Streaming-Plattform Partbox stellt Schubert seinen Kunden zukünftig zertifizierte digitale Druckjobs per Internet zur Verfügung. Im Set mit einem 3D-Drucker und einem Partbox-Zugang entsteht daraus ein intelligent geführtes digitales Lager, das sowohl Maschinenteile als auch verschiedenste Betriebsmittel mit einem Klick bereitstellen kann. Vorstellbar ist außerdem eine Erweiterung der Plattform um übliche Lagerfunktionen wie Bestandsübersicht, Nachbestellungsoptionen und ähnlichem.
Digitaler Zwilling Titan bringt neue Kundenvorteile
Eine noch ganz andere Liga neuer Prozesse und Services verspricht der von Schubert entwickelte digitale Zwilling mit dem Namen Titan. Der Maschinenbauer möchte sich dabei nicht allein auf die räumliche Darstellung beschränken, sondern Anlagen in kürzester Zeit konfigurieren und komplexe Verpackungsprozesse im Bewegtbild vollständig simulieren können. Die veränderten Arbeitsprozesse in der Entwicklung bringen Kunden handfeste Vorteile: Die Konfiguration von Maschinen wird mit dem Titan viel effizienter und sicherer. Lieferzeiten verkürzen sich erheblich. Inbetriebnahmen können vorab simuliert werden, was eine virtuelle Werksabnahme noch einfacher macht. Fließen die echten Maschinendaten dann in den digitalen Zwilling ein, lassen sich zukünftig noch genauere Prognosen über anstehende Service-Intervalle stellen oder auch Alarme für abweichende Werte programmieren. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Gerade für durchproduzierende Branchen wie die Lebensmittelindustrie muss das Ziel digitaler Services lauten: Exakte Vorhersagemodelle der Maschinen, verbunden mit intelligenter Logistik bei Ersatzteilen und einer 24h-Erreichbarkeit im Support. Denn dann lassen sich auch schleichende Veränderungen wie unnatürliche Wärmeentwicklung oder steigende Motorströme in einer Anlage so frühzeitig erkennen und beseitigen, dass größere Stillstände auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Der Support bei Schubert wurde bereits dementsprechend umgestellt: Inzwischen bietet der Verpackungsmaschinenbauer ein zentrales Kundeninterface für alle Anliegen. Auch die für Kunden komplizierte Unterscheidung zwischen Mechanik und Elektronik ist aufgehoben, denn in den Anlagen sind beide Bereiche untrennbar miteinander verbunden. Der Hotline nachgeschaltet ist außerdem ein neu zusammengestelltes Technology Center mit 2nd-Level-Support.
Das Denken wandelt sich also – ein Service ohne IT-Anbindung ist heute nicht mehr vorstellbar. Ziel bei Schubert ist es daher, sämtliche digitalen Lösungen und Plattformen sinnvoll miteinander zu vernetzen und weiterzuentwickeln. So kann das Unternehmen den Kunden ein umfangreiches und attraktives Service-Angebot zur mobilen Instandhaltung machen, das sich nahtlos in die Schubert-Prämisse der integrierten Systemlösungen einfügt.