UL-S Dampfkessel im Einsatz: Die Park & Bellheimer Brauereien setzen auf ein neues Dampfkesselsystem von Bosch Industriekessel
Dank einer Umbaumaßnahme erwartet die Brauerei eine Energiekostenersparnis von rund 80.000 € pro Jahr
Inmitten des Pfälzer Waldes sind die traditionsreichen Park & Bellheimer Brauereien zu Hause. Die feste Verankerung der Brauereien in der einzigartigen, naturreichen Region spiegelt den unverwechselbaren Geschmack ihrer Bierspezialitäten wider – und die große Verbundenheit zu den Menschen im west- und südpfälzischen Raum. „Wir liefern unsere Biere überwiegend im Umkreis von 80 km aus, darunter auch an die heimische Gastronomie. Pro Jahr produzieren wir 100.000 hl in Pirmasens und 100.000 hl in Bellheim. Und wir setzen auf Rohstoffe aus dem umliegenden Gebiet“, betont Rainer Klöckner, der technische Leiter beider Brauereistandorte.
In Bellheim kommen zudem rund 100.000 hl aus der eigenen Linie an Wasser und Softgetränken hinzu. Neben ihrer Tradition sind die Brauereien auch bestrebt, moderne und nachhaltige Technik im Brauprozess einzusetzen, darunter fällt unter anderem die Energieversorgung mit Prozessdampf. Am Standort Pirmasens konnten kürzlich Bosch-Kundendiensttechniker Heiko Doppler und Thomas Steffes, Projektleiter der Firma Kramer & Best, ein neues Dampfkesselsystem an den zufriedenen Braumeister André Ködel übergeben. Durch die Umbaumaßnahme erwartet die Brauerei eine Energiekostenersparnis von rund 80.000 € pro Jahr.
Die neue Anlage von Bosch ersetzt ein Versorgungsmodell mit der Stadt, nach Ablauf des Vertrages hat sich die Brauerei für den Aufbau einer eigenen Versorgung entschieden. „Von der ersten Planungsidee bis zur fertigen Anlage sind gerade mal vier Monate vergangen“, berichtet Thomas Steffes. Kramer & Best war für die Auslegung und Realisierung sowie für den Abbau der Bestandsanlage beauftragt. Bosch Industriekessel unterstützte mit technischen Spezifikationen, CAD-Daten, lieferte die Technik und begleitete die Montage und die Behördenabnahme. Inmitten der historischen Brauereigemäuer fanden Kessel, Module und Steuerungssystem ihren Platz. Während der Demontage und Installation der Neuanlage war ein Mietkessel für kurze Zeit im Einsatz. Die im Bosch-Werk vormontierten Komponenten und der fertig verdrahtete und geprüfte Steuerschaltschrank verkürzte die Installationsphase und beschleunigte die Inbetriebnahme.
„Durch die gute Vorarbeit beider Firmen war die ganze Anlage schnell in Betrieb genommen. Jetzt folgt lediglich noch die Einbindung von MEC Optimize“, erzählt Kundendiensttechniker Heiko Doppler. MEC Optimize ist ein digitaler Effizienzassistent, der Kesselwärtern und Betreibern hilft, eventuelle Energieverluste schnell festzustellen und entsprechende Handlungsmaßnahmen vorschlägt. Auch kritische Zustände erkennt der Effizienzassistent sofort und ermittelt auf Basis der Anlagenfahrweise den Komponentenzustand. Durch die zuverlässigen Vorhersagen kann André Ködel, gleichzeitig Betriebsleiter im Werk Pirmasens, die Wartung rechtzeitig und passend zur Brauereiauslastung einplanen. Predictive Maintenance hält also Einzug in einer Traditionsbrauerei.
Die Datensammlung und -speicherung für MEC Optimize geschieht lokal über einen im Schaltschrank integrierten Industrie-PC. Bosch bietet für die Datenübermittlung und -visualisierung zwei verschiedene Systeme, über standardisierte Schnittstellen zur Prozessleittechnik oder über PC/Tablet via WLAN. Am Standort Pirmasens können Berechtigte über die zentrale Leitwarte die Werte und Analysen abrufen, daraus alle wichtigen Informationen hinsichtlich Energieverbrauch, Lastprofil und Betriebsverhalten gewinnen und gleichzeitig auch Werte aus den Kesselprüfungen digital eintragen – das schafft Effizienz für Mensch, Maschine und Prozesse. Durch die Vernetzung mit dem sicheren Fernzugriff MEC Remote von Bosch lassen sich die Daten auch außerhalb der Brauerei von jedem beliebigen Standort aus anzeigen. Die Fernanbindung hat auch den Vorteil, dass auf Wunsch des Betreibers die Bosch-Experten kosteneffizient bei Fehlersuche, Parametrierungen oder Programmierungen aus der Ferne unterstützen können.
Dampfqualität und Flexibilität
Bis zu fünf Tonnen Dampf produziert die neue Kesselanlage, überwiegend für verschiedene Erhitzungsverfahren im Brauprozess. Der bewährte Kesseltyp UL-S überzeugt durch seinen flexiblen Betrieb und liefert gleichbleibend hohe Dampfqualität selbst bei starken Lastschwankungen. „Die Entscheidung, am Standort Pirmasens einen Kessel von Bosch einzusetzen, fiel uns leicht“, kommentiert Rainer Klöckner. Der Wegbereiter war die Bosch-Kesselanlage im 60 km entfernten Bellheimer Werk. Dort laufen bereits seit dem Jahr 2015 zwei UL-S Dampfkessel mit insgesamt zwölf Tonnen Dampf pro Stunde. Die Prozesswärme wird hier nicht nur für den Braubetrieb benötigt, sondern auch für die Getränkeherstellung und Flaschenreinigung – ausschließlich umweltfreundliche Glasmehrwegflaschen verwenden die Brauereien. Die Energiezentrale in Bellheim betreibt die Pfalzwerke AG, die Brauerei hat mit dem Energiedienstleister aus Ludwigshafen ein Pachtmodell vereinbart. Neben den Kesseln haben die Pfalzwerke zwei Mikrogasturbinen eingesetzt, welche rund die Hälfte des Strombedarfs erzeugen.
Alle drei Kessel sind mit integrierten Economisern ausgerüstet, welche durch die Vorwärmung von Speisewasser bis zu 7 % an Brennstoff pro Kessel einsparen können. Für die flexible Anpassung an jahreszeitlich bedingte Schwankungen von Produktionsmenge und Getränketyp ist eine hohe Effizienz der Dampferzeuger gerade im Teillastbereich wichtig. Die ab Werk angebauten Erdgasbrenner arbeiten modulierend und passen sich stufenlos an den tatsächlichen Dampfbedarf an. Einen weiteren positiven Effekt bringen die drehzahlgeregelten Brennergebläse – sie reduzieren den Stromverbrauch um bis zu 75 % und amortisieren sich innerhalb kurzer Zeit. Die Reduzierung der Gebläsedrehzahl abhängig der aktuellen Brennerleistung führt zu der wesentlich geringeren elektrischen Leistungsaufnahme.
Die Steuerungstechnik von Bosch gehört ebenfalls zur Ausstattung beider Kesselhäuser. Sie schützt vor Fehlbedienung, automatisiert den Kessel- und Anlagenbetrieb und übernimmt vielfältige Steuerungsaufgaben, bspw. regelt sie die Abschlammung und Absalzung vollautomatisiert, auch die Speisewasserregelung steuert sie an. Eine Anlage zur Speisewasserentgasung samt Brüdenkühler sowie eine Fremdstoffüberwachung für den Kondensatrücklauf inklusive Ablaufeinrichtung komplettiert die kürzlich fertiggestellte Kesselanlage in Pirmasens. Das sorgt für eine hohe Wasserqualität und schützt Kessel und Komponenten vor etwaigen Schäden durch Korrosion oder durch Fremdstoffeinbrüchen von Laugen, Säure oder auch Härte.
Überzeugender Einsatz
Mit den Kesselanlagen von Bosch verbessern die Brauereien ihre Energiebilanz, reduzieren den Brennstoffeinsatz und können insgesamt flexibler und effizienter arbeiten. Nicht zuletzt schützen niedrigere Emissionen die Umwelt und bestärken die Verbundenheit der Park & Bellheimer Brauereien mit der Natur. „Wir sind sehr zufrieden“, betont technischer Leiter Rainer Klöckner. „Sowohl in Bellheim als auch in Pirmasens erfüllen die Kesselanlagen von Bosch unsere Erwartungen.“ Die künftigen Energieverbrauchsanalysen, Verschleißprognosen und Datenauswertungen durch MEC Optimize geben der Anlage in Pirmasens den letzten Schliff. Die Inbetriebnahme des Effizienzassistenten wird nicht der letzte Besuch von Heiko Doppler bleiben. Die Brauereien haben für beide Standorte einen Wartungsvertrag mit Bosch vereinbart – für einen langlebigen und sorgenfreien Kesselbetrieb.
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