Fossile Energieträger mussten deutliche Rückgänge verbuchen
Stabile Ergebnisse trotz Rückgang
2009 ist der Primärenergieverbrauch in Deutschland gesunken und lag rund 6,5 % unter dem des Vorjahrs. Einen wesentlichen Grund für den ungewöhnlich starken Abwärtstrend sieht die internationale Managementberatung Barfeld & Partner GmbH, die seit 30 Jahren auch Unternehmen der Energiebranche berät, in der rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Im vergangenen Jahr erreichte der Verbrauch damit das niedrigste Niveau seit Anfang der siebziger Jahre. Während die erneuerbaren Energien um 4 % zulegen konnten, mussten die fossilen Energieträger deutliche Rückgänge verbuchen. Mineralöl blieb Spitzenreiter im deutschen Energiemix, gefolgt von Stein- bzw. Braunkohle, Erdgas und der Kernenergie.
Auf Unternehmensseite erlebte die Branche einige Veränderungen. So setzte sich beispielsweise RWE mit seinem Übernahmeangebot für die niederländische Essent durch und Vattenfall stieg für 8,5 Millionen € bei Nuon ein. Schließlich wurde noch der Erwerb von 26% der EWE-Anteile durch EnBW vom Bundeskartellamt durchgewunken. Auf politischer Ebene war es die neue schwarz-gelbe Regierung, die im Mittelpunkt stand, besonders der von ihr vorgestellte Energieplan. Die Kernpunkte waren: Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke, Festhalten am Ausbau der erneuerbaren Energie, EEG-Novelle 2012, Umsetzung der CCS-Richtlinie der EU, Erkundung des Endlagers Gorleben und Gründung einer bundesweiten Netzgesellschaft. Die deutsche Steinkohle wurde 2009 am stärksten getroffen: Ihr Verbrauch sank um rund 18 %. Insgesamt konnten die Erneuerbaren Energien 2009 einen Anteil von rund 9% am deutschen Energieverbrauch verbuchen. Die Solarbranche entwickelte sich in kleinen Schritten positiv und konnte zum ersten Mal einen höheren Anteil an der deutschen Stromproduktion als die Müllkraftwerke für sich verzeichnen. Auf internationaler Ebene zog der Start der sogenannten Desertec Industrial Initiative in Afrika die Aufmerksamkeit auf sich. Dort sollen die Voraussetzungen für die Erzeugung von Sonnenenergie zur Deckung von 15% des gesamten europäischen Bedarfs geschaffen werden. In Deutschland zogen zum Jahres ende dunkle Wolken auf, als die Regierung verkündete, eine drastische Reduktion der Subventionen vornehmen zu wollen. Die Windenergie konnte an die Ergebnisse der vergangenen Jahren anknüpfen und ihren Spitzenplatz bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien behaupten. Die Biogas-Branche konnte nach den Tiefs der letzten Jahre 2009 wieder etwas aufatmen. Mit rund 500 Neuanlagen verzeichnete man erstmals seit 2006 wieder einen Aufwärtstrend im Anlagenbau. Die 4.500 Biogasanlagen erzeugten eine Gesamtleistung von 1.650 Megawatt und reduzierten den CO2-Ausstoß in Deutschland um mehr als 9 Mio. t. Die Vertreter der Biokraftstoffproduzenten blicken nach eigenen Aussagen auf den Scherbenhaufen ihrer Branche. Weitere Anbieter mussten 2009 die Segel streichen. In der Energiebranche wird die Wirtschaftskrise in 2010 noch ihre Spuren hinterlassen. Die Nachfrage ist noch nicht da, wo sie vor der Krise gewesen ist. Mit großen Absatz- oder Umsatzsprüngen ist nicht zu rechnen, es sei denn sie resultieren aus der in einigen Segmenten fort schreitenden Konsolidierung. Vertriebsseitig wird sich manch ein Strom- und Gasanbieter neu erfinden müssen, was einigen schnellen und flexiblen Unternehmen à la natGAS die Chance bietet, Marktanteile gut zu machen. Der Mittelstand im Energiehandel wird auch in 2010 seine Chancen nutzen und weiter konsolidieren. Außergewöhnliche Ereignisse außen vor gelassen, dürfte es wieder ein auskömmliches Jahr werden. Vielleicht wird sogar der eine oder andere Mittelständler von einem Großkonzern als Vertriebspartner „entdeckt“, insbesondere wenn es um den Ausbau des Endverbrauchergeschäfts geht. Ob mit weiteren spektakulären Übernahmen zu rechnen sein wird, bleibt abzuwarten und ist skeptisch zu bewerten, zumal die Banken mit ihren Kreditvorgaben weiterhin sehr restriktiv umgehen werden. 2010 wird in Deutschland eher ein Jahr der Konsolidierung werden. Mit großen Erwartungen werden die Energieversorger die schwarzgelbe Regierung beäugen. Die Diskussion um die Verlängerung der Atomkraftwerk- Laufzeiten und die Kürzung der Subventionen für Erneuerbare Energien sind nur zwei Themen, bei denen eine klare Positionierung der Politik erwartet wird. Hinzu kommt die Frage, wie nicht nur die nationale, sondern insbesondere die globale Klimadebatte fortgeführt wird. Interessant zu beobachten war, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2010 zum Jahr der Energie ernannt hat. Sehen wir es als gutes Omen.
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