Lebensmittelhygiene: Forscher fordern klare Regeln für den Einsatz von Phagen
Universität Hohenheim veranstaltet erstes Deutsches Bakteriophagen-Symposium
Multiresistente Keime, Lebensmittelskandale, Tierseuchen: Eine Lösung für diese Probleme könnten Bakteriophagen darstellen: Viren also, die sich nur in Bakterien einnisten und diese abtöten, für Zellen von Menschen, Tieren oder Pflanzen aber völlig harmlos sind. Sie sind in vielen Ländern Osteuropas seit Jahrzehnten im alltäglichen Gebrauch, nur in Deutschland erschweren fehlende Regelungen medizinische und hygienische Anwendungen.
1. Deutsches Bakteriophagen-Symposium
Zum Auftakt des 1. Deutschen Bakteriophagen-Symposiums an der Universität Hohenheim in Stuttgart vom 9. - 11. Oktober forderten Wissenschaftler mehr Forschung und eine schnelle und klare Regulierung, um die potentielle Anwendung zu beschleunigen. Auch in der Lebensmittelhygiene könnten Phagen zum Einsatz kommen, z. B. um die Übertragung von Salmonellen durch Geflügelfleisch zu verhindern: „Als Schutz gegen die Bakterien kann man Lebensmittel mit einer Phagenmischung besprühen oder auch die Hähnchen kurz vor der Schlachtung mit Phagen behandeln. Auf das Produkt und den Verbraucher hat das keine Auswirkungen.“, so PD Dr. Wolfgang Beyer, wissenschaftlicher Direktor des Bakteriophagen-Symposiums. Doch auch hier fehle es an entsprechenden Regularien.
Bakteriophagen bereits in vielen Ländern Standard
In anderen Ländern sind solche Lösungen bereits im Einsatz: In den USA werden Fleisch und Fisch damit behandelt. In Deutschland ist noch kein solches Mittel zugelassen. Das könnte sich bald ändern: So stehe z. B. eine niederländische Firma aktuell mit deutschen Behörden im Kontakt für die Zulassung einer Phagenmischung zur Lebensmittel-Behandlung. Ein weiteres Einsatzgebiet wäre die Stall- und Umwelthygiene, zu der Dr. Beyer forscht: „Ist in einem landwirtschaftlichen Betrieb einmal eine Tierseuche ausgebrochen, müssen Stall und Abfallstoffe gründlich desinfiziert werden. Auch hierbei könnten Phagen sehr effektiv eingesetzt werden“, so der Wissenschaftler vom Fachgebiet für Infektions- und Umwelthygiene bei Nutztieren.