Verpackung und Kennzeichnung

Kosten- und umweltbewusst produzieren

Verpackungen und Maschinentechnik für Süß- und Backwaren

22.08.2015 - Energie und Rohstoffe werden teurer, die Verbraucher zunehmend zu Umweltschützern.

Energie und Rohstoffe werden teurer, die Verbraucher zunehmend zu Umweltschützern. Das zwingt die Hersteller von Süßem und Snacks zu schwierigen Anpassungen: Ihre Produkte müssen aus der Masse hervorstechen, ohne dass überbordende Verpackungen die Kosten treiben. Die Verpackungsproduzenten und Maschinenbauer können helfen: mit materialsparenden Verpackungslösungen und effizienteren Produktionslinien.

Wer auf dem Markt für Süßwaren und Snacks gegen Konzerne wie Nestlé oder Kraft Foods bestehen will, muss seine Ware am Point of Sale gut präsentieren. Das Naschangebot ist mittlerweile riesig: Nougat mit salziger Butter, Safran- Buttergebäck oder Marshmallow-Stangen mit Orangenblütenaroma und Schokoüberzug sind nur einige der neuen Produkte, mit denen die Hersteller in die Regale drängen. „Im harten Wettbewerb wollen die Unternehmen mit immer neuen Produkten Marktanteile gewinnen“, sagt Torben Erbrath, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie. Die Verpackung ist der Schlüssel in den Einkaufswagen. Sie muss nicht nur den empfindlichen Inhalt des Produkts schützen, sondern auch ein „Eyecatcher“ sein, an dem kein Weg vorbei führt. Das fordert Verpackungsdesignern höchste Kreativität ab: Auffällige Farben und Formen sind ebenso gefragt wie eine wirkungsvolle Ansprache.

Übergroße Verpackungen sind nicht mehr zeitgemäß

Allerdings schießen dabei manche Süß- und Backwarenhersteller über das Ziel hinaus. Immer wieder geraten Unternehmen in die Kritik, Kunden mit überdimensionierten Mogelpackungen zu täuschen. So ergab eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW), dass Keks- und Knabberpackungen im Durchschnitt 40 % leeren Raum enthielten. Solche Luftnummern sind nicht nur gesetzlich verboten, sondern auch unnütz. Viele Verbraucher fühlten sich beim Kauf getäuscht, sagt Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Außerdem sprechen ökologische Gründe gegen XXL-Packungen. Wer Ressourcen vergeudet, belastet die Umwelt und schadet dem Klima – das wissen auch die Verbraucher. Auch aus wirtschaftlichen Gründen sind pompöse Packungen überholt. Die Süß- und Backwarenhersteller stehen unter massivem Kostendruck, da einerseits Energie und Verpackungsmaterial und andererseits Rohstoffe wie Milch, Kakao und Zucker immer teurer werden. So kletterte der Spot-Preis für Kakao-Butter, die zur Herstellung von Schokoladentafeln verwendet wird, 2013 um 80 % auf 8.000 US-$/t – das drückt auf die Gewinnmargen. Um umweltbewusste Verbraucher nicht zu vergraulen und Kostensteigerungen zu kompensieren, haben die Unternehmen nur eine Wahl: Sie müssen sich bei den Verpackungen zügeln und ihre Produkte effizienter herstellen.

„Megatrend" Nachhaltigkeit

Die ersten setzen auf ein so genanntes Material-Down-Sizing, sie verwenden also bevorzugt Verpackungsmaterialien, die sich leichter recyceln lassen und durch geringere Materialstärken Rohstoffe sparen. „Im Verpackungsmarkt lassen sich einige übergreifende Trends erkennen. Nachhaltigkeit formt einen dieser Megatrends“, sagt Ralf Weidenhammer, Chef des gleichnamigen Verpackungsunternehmens. Weidenhammer stellt unter anderem gut recycelbare Kombidosen aus Karton für Süßwaren und Salzsnacks her. Mit ihren Pappdosen hat die Firma Marken wie Knack & Back oder Pringles zu großer Popularität verholfen, denn mit ihnen schaffen die Firmen die Gratwanderung zwischen Extravaganz und Effizienz: So verspricht die Pringlesdose Frische und Spaß und erscheint zugleich als ressourcenschonendes Leichtgewicht. Unterdessen suchen Wissenschaftler nach alternativen Materialien, die noch umweltfreundlicher und günstiger sind. Eine nachhaltige Alternative zu transparenten Mehrschichtfolien, wie sie etwa auch in Weidenhammers Kombidosen eingesetzt werden, wurde jüngst vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising entwickelt: die Folienbeschichtung aus Molke. In dem von der Europäischen Union geförderten Projekt „Wheylayer“ nutzten die Forscher Molkeprotein statt Ölbasierter Kunststoffe. Praktisch dabei ist, dass die in Molke natürlich vorkommenden Inhaltsstoffe die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern. Noch wichtiger: Molke steht im Gegensatz zu Öl unbegrenzt zur Verfügung und lässt sich biologisch abbauen.

Die Interpack 2014 vom 8. bis 14. Mai in Düsseldorf zeigte noch viele andere Verpackungsinnovationen für Süß- und Backwaren. Auch die Maschinenbauer warteten in Düsseldorf mit vielen Neuerungen auf. „Ihr Fokus liegt auf Effizienzsteigerungen, denn in der Süßwarenherstellung geht es mittlerweile um jeden Zehntel-Cent“, erklärt Beatrix Fraese vom Fachverband Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen im Maschinenbauverband VDMA.

Effizienter produzieren

Noch sei das Effizienzpotenzial in der Süßwarenproduktion längst nicht ausgeschöpft, erklärt Fraese. „Ein Teil des Maschinenparks ist veraltet.“ Diese Einschätzung deckt sich mit einer aktuellen Erhebung des Schweizer Anlagenbauers Bühler. Danach wendet die Schokoladenindustrie pro Jahr weltweit 200 Millionen Euro für das Reinigen, Rösten, Debakterisieren, Brechen und Vermahlen von Kakaobohnen auf. Bühler verspricht, die Energiekosten der Kakaoverarbeitung mit seinem so genannten Energy Audit und seiner neuartigen Schalenverbrennungstechnik um bis zu 65 % senken zu können. Bei dem kostenlosen Energy Audit spüren Bühler- Ingenieure Energielecks im Herstellungsprozess der Kakaoverarbeiter auf. Das neue Verbrennungssystem nutzt die aus den Schalen gewonnene Energie zur Röstung und Debakterisierung anstatt die Schalen als Abfall zu behandeln – es muss also keine teure Heizenergie bezogen werden. „Die Kombination von Audit und neuer Technologie wird einen neuen Energierausch einläuten, welcher die Zukunft dramatisch verändern wird“, so Bühler-Produktmanager Thomas Bischof. Bühlers dänischer Wettbewerber Aasted wiederum hat mit der Supanova Quick Shift eine neue Temperieranlage für Schokolade entwickelt. Für einen zarten Schmelz muss jede Schokolade mehrmals vorsichtig erhitzt werden, damit sich die Kristalle in der Schokoladenmasse auflösen. Ein spezielles Warmwasser-System sorgt in der neuen Quick Shift dafür, dass die Kristallisation präziser gesteuert werden kann – dadurch verkürzt sich die Produktionszeit. Zudem ist das Rührwerk bei der Aasted- Anlage abnehmbar. So lässt sich die Maschine leichter instandhalten, was ihre Verfügbarkeit erhöht.

Schnelle und flexible Anlagen gefordert

Personalkosten senken, Betriebszeiten von Maschinen steigern – das sind auch die Ziele des Kieler Backanlagenherstellers Walterwerk. Das Unternehmen stellte mit der Jupiter IC eine neue Generation von Süßwaffel- und Snackanlagen vor, die Waffeln schneller produziere als bisherige Anlagen, sagt Markus Bartels, Leiter des technischen Marketings. Jupiter IC schafft mehr als fünf Waffeln pro Sekunde, die Vorgänger brachten es auf vier. Außerdem hat das Unternehmen die neue Anlage so konzipiert, dass sie weniger gewartet werden muss. So lassen sich auch Kosten sparen. Die nächste Maschinengeneration ist bei Walterwerk bereits in Entwicklung. „Wir arbeiten daran, unsere Anlagen noch benutzerfreundlicher und flexibler zu machen“, erklärt Bartels. Das sei nötig, weil mit der schnell wachsenden Vielfalt an Produkten auch die Anforderungen an die Anlagen stiegen. „Sie müssen wegen häufiger Produktwechsel und kürzeren Angebotszyklen heute viel flexibler sein und sich leichter umstellen lassen“, so Bartels. Die Verpackungshersteller und Maschinenbauer haben sich mit zahlreichen Innovationen auf die neuen Anforderungen im Süß- und Backwarengeschäft eingestellt. Investitionswillige Hersteller können sowohl bei neuen Verpackungs- als auch bei effizienteren Maschinenlösungen aus dem Vollen schöpfen. Auf der Interpack 2014 konnten sie sich hiervon ein einen erstes Bild machen.

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